190 Milliarden. Die Zahl muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Hundertneunzig Milliarden Euro betragen die staatlichen Förderungen, die die Atomenergie in Deutschland zwischen 1970 und 2014 bezogen hat, von Finanzhilfen über Steuervergünstigungen bis hin zu begünstigenden Rahmenbedingungen. So lautet das Ergebnis einer <link http: www.foes.de pdf internal-link-new-window>2015 veröffentlichten Studie des Vereins Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS). Und das sind nur die Fördergelder, die direkt mit der Stromerzeugung zu tun haben. Rechnet man noch Ausgaben wie etwa den Rückbau und die Stilllegung der ostdeutschen Kernkraftwerke oder die Sanierung der Uranabbaugebiete in der ehemaligen DDR hinzu, käme man auf rund 30 Milliarden mehr. Und die Folgekosten für Endlagerung sind in dieser Rechnung noch gar nicht enthalten.
Ein Großteil dieser gigantischen finanziellen Förderung wurde nie auf den Strompreis umgelegt. Im Gegensatz zu den erneuerbaren Energien, bei denen die EEG-Förderung explizit im Strompreis ausgewiesen ist. Würde man all diese Kosten auf den tatsächlich erzeugten Strom, auf einen Förderwert je Kilowattstunde umrechnen, käme man für die Zeit von 1970 bis 2014 für Atomenergie auf durchschnittlich 3,9 Cent pro Kilowattstunde. Und in der Anschubphase Anfang der 1970-er Jahre kam die Atomkraft sogar auf aberwitzige Werte von bis zu 70 Cent pro Kilowattstunde.
Euphorie in den 1950ern: das Atom als Retter der Menschheit
Die AutorInnen der FÖS-Studie folgern daraus: "Hätten die AKW-Betreiber in der Aufbauphase auch nur einen relevanten Teil der Kosten selbst tragen müssen, wäre diese Technologie nie eingeführt worden." Ins gleiche Horn stößt der an der Universität Birmingham lehrende Umwelt- und Technikhistoriker Frank Uekötter: "Nach 75 Jahren Nuklearentwicklung gibt es weltweit kein einziges Atomkraftwerk, das am freien Markt eine Chance hätte."
Eingeführt wurde die Atomenergie trotzdem. Vor genau 50 Jahren begann ihre kommerzielle Nutzung in Deutschland, im bayerischen Atomkraftwerk Gundremmingen an der Donau, nur wenige Kilometer von der baden-württembergischen Grenze entfernt. Am 12. April 1967 speiste dessen Block A erstmals Strom ins Netz.
Die friedliche Nutzung der Kernenergie erschien Mitte der 1950er Jahre als Verheißung. "Das böse militärische Atom, das die Menschheit mit der Vernichtung bedroht, wird zum Retter der Menschheit. Das war damals die Stimmung", erinnert der Bielefelder Historiker Joachim Radkau an die Euphorie jener Tage.
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Jue.So Jürgen Sojka
am 18.04.2017Der genannte Ernest P. als streitbarer, der die Vielfalt der Einfalt vorzieht. In diesem Verfahren am Bundesverfassungsgericht -zunächst ins "Allgemeine Register" verbannt AR 7795/16- bringt er Dr. Wolfgang Sternstein…