Das nötige Geld zur Titelverteidigung wollte er bei Porsche in Zuffenhausen verdienen. Der gelernte Lackierer kassierte erst eine Absage, beschwerte sich aber persönlich über den negativen Bescheid und muss dabei so viel Eindruck hinterlassen haben, dass er den Job doch noch bekam. Später gab er einem schikanierenden Vorarbeiter – "Halt die Gosch, sonschd kommsch' zum Bosch" – wirkungsvoll Kontra, indem er ihn am Kittel packte und drohte: "Noch ein Wort und wir gehen beide zum Bosch." Damit war der Karriereweg zum Arbeitnehmervertreter bereitet: Vertrauensmann, Betriebsrat, Betriebsratsvorsitzender.
Psychologisch betrachtet war Wiedeking der Papa
Irgendwann wurde Hück die Welt zwischen Pforzheim und Zuffenhausen zu klein. Hobbypsychologisch betrachtet pflegte Hück mit dem damaligen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking eine Art Ersatzvater-Sohn-Beziehung. Bis hin zur Gestik soll Hück den schwergewichtigen Westfalen imitiert haben, erinnern sich enge Porsche-Mitarbeiter. Das Gespann plante den ganz großen Coup. Wiedeking machte sich daran, mit dem Zwerg Porsche den Riesen Volkswagen zu übernehmen. Hück wähnte sich schon in der Rolle des größten Arbeiterführers der Republik. Das Ende ist bekannt. Wiedeking wurde mit einer Millionenabfindung in die Wüste geschickt und Hück blieb der Betriebsratsvorsitzende und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Porsche AG, der hochprofitablen Tochter des Volkswagen-Konzerns. Vorläufiger Höhepunkt in der Vita: Verleihung des Bundesverdienstkreuzes vor wenigen Wochen.
Das Knopfloch im Revers bleibt bei seinem Auftritt in Kapstadt ordensleer. Hück ist schlau genug, seinen Kritikern nicht den Stoff zu liefern, mit dem sie ihn am Zeug flicken könnten. Wohlgesetzte Worte kommen auch so zur Begrüßung. Der südafrikanische Porsche-Generalimporteur Toby Venter preist ihn als den Mann, der für 600 000 Menschen bei Volkswagen Verantwortung trage. In Wolfsburg sehen das seine Gewerkschaftskollegen sicherlich etwas differenzierter. Sei's drum, der offizielle Anlass für Hücks Erscheinen ist die feierliche Einweihung eines <link http: lernstiftung-hueck.de _blank external-link>Ausbildungsprojekts für Jugendliche aus sozial schwierigen Verhältnissen. 24 junge Frauen und Männer aus den Armenvierteln von Kapstadt starten in wenigen Wochen eine Lehre als Service-Mechatroniker und können anschließend in einer Niederlassung von VW, Audi oder Porsche einen heißbegehrten Job in der Werkstatt antreten.
In Kapstadt staunen die Lehrlinge über Hücks Weisheiten
Als ranghöchster Vertreter von Porsche sitzt Hück nun auf einem weißen Sofa und plaudert mit der Moderatorin, eine Art Anne Will vom Kap der Guten Hoffnung, über Luxusautos und die Riesenchance für die jungen Menschen aus den Townships. Dazu gehört, dass sich das Publikum die Klassiker unter den Hück'schen Lebensweisheiten anhören darf. An die Lehrlinge adressiert, lässt Hück seine Lieblingssentenz vom Stapel: "Das Trikot schwitzt nicht von allein." Der Gesichtsausdruck der jungen Männer und Frauen lässt darauf schließen, dass sie mit derlei Sprüchen wenig anfangen können. Leben heißt für sie überleben.
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Theo Voelkl
am 19.04.2017