Seither regelt ein spezielles Landesbank-Gesetz auch, wie sich das 21-köpfige Aufsichtsgremium zusammensetzt. Nach dem Mitbestimmungsgesetz entsenden die Arbeitnehmer sieben Vertreter. Die übrigen 14 Aufsichtsräte, die nicht der Beschäftigtenseite angehören, bestimmt die Hauptversammlung der Bank, in der die Träger entsprechend ihrer Eigentümeranteile vertreten sind. Die Amtszeit eines Mitglieds erstreckt sich auf vier Jahre. Nach deren Ablauf ist die Wiederentsendung möglich. Zuletzt wurde der Aufsichtsrat im Frühjahr 2015 neu besetzt. Schmiedel, der schon vor 2010 im Vorgremium Verwaltungsrat der Bank saß, wurde damals nach einer ersten Amtszeit als Aufsichtsrat erneut berufen.
Auf EU-Drängen macht das Landesbank-Gesetz noch eine weitere entscheidende Vorgabe. Demnach müssen sieben Mitglieder des LBBW-Aufsichtsrats, einschließlich des Vorsitzenden, unabhängig sein. Sie dürfen nicht "in Diensten" eines der Eigentümer stehen, was vor allem die politische Einflussnahme beschränken soll. Zugunsten eines mehr betriebs- und volkswirtschaftlichen Sachverstands im Rat. "Ein Aufsichtsratsmitglied wird dabei als unabhängig angesehen, wenn es in keiner geschäftlichen oder persönlichen Beziehung zu der Gesellschaft, dem Vorstand oder den Trägern steht, die einen Interessenkonflikt begründet", heißt es im aktuellen LBBW-Geschäftsbericht 2015.
Unabhängig-abhängig – so genau ist das nicht zu sagen
Als unabhängig gilt in diesem Sinne etwa der derzeitige Aufsichtsratsvorsitzende Christian Brand. Dies, obwohl der 66-jährige Bankmanager von Anfang 2001 bis 30. Juni 2014 Vorstandsvorsitzender der landeseigenen L-Bank war und damit zuletzt direkt unter der Kontrolle des baden-württembergischen Wirtschafts- und Finanzministers Nils Schmid stand. Schmid, der bis zu seinem Rückzug aus dem Rat Stellvertreter von Brand war, hatte als Mitglied der Landesregierung den Status "abhängig". Anders als zu vermuten wäre, trifft dies für das Aufsichtsratsmitglied Claus Schmiedel nicht zu. Seine Mitgliedschaft in dem Aufsichtsgremium hänge nicht an seinem früheren Landtagsmandat, betont das inzwischen von der Grünen Edith Sitzmann geführte Finanzministerium auf Kontext-Nachfrage. "Er ist als unabhängiges Mitglied des Aufsichtsrats von der Hauptversammlung gewählt", so eine Sprecherin. Wie unabhängig ein führender Politiker einer Regierungspartei sein kann, dazu äußert sich die Sprecherin nicht. Bei den übrigen sechs Räten fällt es zumindest leichter, an ihre Unabhängigkeit zu glauben. Sie arbeiten als Geschäftsführer und Anwälte, stehen im Lohn von Stiftungen und mittelständischen Firmen.
"Die Mitglieder des Aufsichtsrats müssen zuverlässig sein, die zur Wahrnehmung der Kontrollfunktion erforderliche Sachkunde zur Beurteilung und Überwachung der Geschäfte, die die Landesbank betreibt, besitzen und der Wahrnehmung ihrer Aufgaben ausreichend Zeit widmen", beschreibt das Geldhaus im Geschäftsbericht ein weiteres Anforderungsprofil. Mindestens ein Mitglied des Aufsichtsrats muss "über Sachverstand auf den Gebieten Rechnungslegung und Abschlussprüfung verfügen". Welche fachlichen Qualitäten der gelernte Berufsschullehrer Schmiedel für die Kontrolle einer Großbank mit einem Bilanzvolumen von 234 Milliarden Euro mitbringt, dazu schweigen Ministerium und Bank. Als 2010 das Damoklesschwert der Pleite über der Landesbank schwebte, war es auf Politikerseite vor allem Nils Schmid als finanzpolitischer Sprecher der SPD, der dem Bankenvorstand in den Trägerversammlungen unbequeme Fragen stellte. Von Schmiedel war in den damaligen Presseberichten keine Rede.
Viel mehr stand über ihn in der Zeitung, als er im August 2011 seine Kenntnisse zu Stuttgart 21 preisgab: Auf einer Demonstration von Befürwortern verkündete er, dass über dem Tiefbahnhofprojekt Gottes Segen liege und der (damals gültige) Kostendeckel von 4,5 Milliarden Euro nicht gesprengt werde. Bekanntlich lag Schmiedel trotz himmlischem Beistand grottenfalsch. Wenige Monate später wurden milliardenschwere Kostensteigerungen beim Bahnprojekt bekannt.
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Kornelia
am 02.07.2016Als Helmut KohlsCDU und GenschersFDP anfingen die Schrauben am Deckel zu lockern und im Boden herumbohrten und als dann SchrödersSPD und FischersGrüne den Deckel ins Nirwana explodieren und den Boden…