Allerdings steckt Schneider, nachdem der Landtag sich 2011 in ein Vollzeitparlament verwandelt hat, in der Bredouille. Zwar findet er, dass er "bei einer Wochenarbeitszeit von rund 80 Stunden" sowohl seinen Hauptjob als Sparkassenpräsident wie auch die Wahrnehmung seines Mandats unter einen Hut bringen könnte, jedoch, sagte er kürzlich, denke er gar nicht daran, sein Sparkassenamt aufzugeben.
Ganz andere Beweggründe hat dagegen Paul Locherer (57), der als Abgeordneter des Wahlkreises Wangen erst seine zweite Legislaturperiode absolviert. Den früheren Bürgermeister von Amtzell hat der plötzliche Tod des gleichaltrigen Ravensburger Bundestagsabgeordneten Andreas Schockenhoff nachdenklich werden lassen. Er will, wie er seinen Parteifreunden mitteilte, sich künftig mehr um seine Familie kümmern.
Die CDU-Granden gehen. Trauen sie dem Wahlerfolg 2016 nicht? Ketzer würden angesichts des kollektiven Abgangs der CDU-Altvorderen einer ganzen Region mutmaßen, dass sie wenig Chancen auf eine CDU-geführte Landesregierung nach der nächsten Wahl sehen, was wiederum gar kein Vertrauensbeweis für den neuen Vormann Guido Wolf wäre. Freilich denkt so – zumindest öffentlich – keiner der Rücktrittswilligen. Es gehe, heißt es unisono, um einen Generationenwechsel. Dafür sei die Zeit jetzt reif. Denn schließlich habe man hervorragende Nachwuchskräfte. Und wie zur Bestätigung wurde am vergangenen Wochenende in Ulm der promovierte Jurist Thomas Kienle als Nachfolgekandidat für Monika Stolz auf den Schild gehoben. Kienle führt im Ulmer Gemeinderat die CDU-Fraktion an.
Mit Susanne Schwaderer, einer 37-jährigen Betriebswirtin aus Tettnang, soll im Gegenzug eine Frau den ausscheidenden Ulrich Müller beerben. Eine Frau könnte auch dem Biberacher Peter Schneider folgen, doch muss sich die Tochter des früheren MdB Franz Romer, Petra Romer-Aschenbrenner, erst gegen zwei männliche Mitbewerber durchsetzen. Als hoffnungsvolles Politiktalent gilt im Wahlkreis Ehingen der erst 26-jährige Sparkassen-Filialleiter Manuel Hagel, ebenso wie im Wahlkreis Wangen der 34-jährige stellvertretende Bundesvorsitzende der jungen Union, Christian Natterer. Jenem ist allerdings überraschende Konkurrenz von einem Quereinsteiger erwachsen: Der aus Leutkirch stammende Journalist (früher "Schwäbische Zeitung") und Inhaber einer Werbeagentur, Raimund Haser (40), CDU-Mitglied seit 2014, hat seinen Hut in den Ring geworfen.
9 Kommentare verfügbar
Schwabe
am 31.03.2015Da haben Sie aber lang suchen müssen um diese knapp 60-jährige Nachwuchskraft ausfindig zu machen! Zufrieden bin ich denoch nicht.
Haben Sie vielleicht auch jemanden im Repertoire der hart (körperlich) gearbeitet hat, ohne "Karriere"? Quasi vom einfachen Arbeiter/Angestellten in den…