Helen strahlt. "Unser Text ist so gut geworden!" Mit drei Klassenkamerad:innen hat sie sich mit dem Thema Rauchen beschäftigt, vor allem damit, dass Fünft- und Sechstklässler:innen rauchen. Auf dem Schulklo! Das fanden die vier nicht gut, also haben sie Zahlen gesammelt, Schulkamerad:innen interviewt, überlegt, warum Jugendliche qualmen. Denn dass Rauchen mehr als ungesund ist, weiß ja jeder.
Die Interessen der Klasse sind breit gestreut: hohe Preise, Klimaaktivisten, das Verbot, das Schulgelände zu verlassen, Drogen, Diskriminierung, der Tod des Mangakünstlers Kentaro Miura. Diese Themen haben sich die Jugendlichen zu Beginn des Projekts ausgesucht. Zwei Monate lang, jeden Donnerstag, waren wir von Kontext zwei Schulstunden lang in der Klasse, besprachen ihre Ideen und standen mit Rat und Tat zur Seite. Und manchmal auch mit Fragen, um Recherchen und Texte zu vertiefen: Warum kleben sich einige Leute auf der Straße fest? Was passiert, wenn es auf der Welt vier Grad wärmer würde? Wie sehr sind die Preise eigentlich tatsächlich gestiegen? Wen kann man zum Thema Drogen befragen: einen Süchtigen oder lieber einen Berater? Trauen sie sich, auf der Straße Leute zu interviewen?
Die Schüler:innen entwarfen E-Mails, um Termine mit Gesprächspartner:innen zu machen, sie überlegten sich Fragen, sie lernten, dass beim Googeln nicht immer gleich die erste gefundene Antwort die richtige ist. Sie überlegten, welche Gegenargumente es zu ihren Standpunkten geben könnte. Und verstanden, dass es keinen ernstzunehmenden Artikel ergibt, wenn man nur seine eigene Meinung schreibt, wie zum Beispiel: "Alle Klimakleber sind doof." Vielmehr gilt es, sich mit Ursachen, Gründen und Zahlen auseinanderzusetzen.
Neugierde auf allen Seiten
"Mir ist klar geworden, dass es gar nicht so einfach ist, einen Text zu schreiben", sagt Phoebe aus der Inflations-Gruppe. Ihre Kollegin Maya ergänzt: "Ja, man muss viele Informationen sammeln und Leute finden, die mit einem reden."
Helen hat die Arbeit "ganz viel Spaß" gemacht, manch anderer oder andere fand es dagegen "voll anstrengend". Immerhin, in der Drogen-Gruppe gilt nun: "Hände weg von Drogen. Echt jetzt!" Die Jungs, die sich mit Klimaaktivist:innen befassten, fanden zwar ihren Gesprächspartner "schon ganz cool", das Kleben auf der Straße selbst allerdings "daneben". Igor, der aus Brasilien stammt, Portugiesisch und Englisch spricht, befasste sich ganz alleine – auf eigenen Wunsch – mit seinem Lieblings-Mangakünstler Kentaro Miura. Das schaffte er in Rekordzeit, denn zur Mitte des Projektes zog er mit seinen Eltern um und verließ die Bismarckschule.
3 Kommentare verfügbar
Dietmar Schott
am 12.01.2024Es gibt ja auch wichtigere Sachverhalte über die man schreiben kann! Zum Beispiel Rolltreppen ("Fachwort Fahrtreppen"), die in Wien…