Das müssen Sie womöglich Herrn Giese sagen, dem Direktor des Stadtpalais, der den Lenk partout weghaben will. "Zu vulgär", behauptet er. Dabei wollte er doch immer Debatten – um Kunst, Geschichte, um Satire.
Es ist immer schwieriger, wenn jemand von außen kommt und den Spiegel vorhält, wie das Peter Lenk in seiner besten Till-Eulenspiegel-Manier tut.
Geht es hier eigentlich um alleinige Deutungshoheit der Kunst zwischen Lenk und Giese oder um eine politische Debatte?
Man kann Freundschaften nicht verordnen, sie müssen entstehen. In dem Fall ist sie wohl nicht entstanden.
Noch vor Weihnachten hat das Stadtpalais einen Bastelbogen gedruckt, mit dessen Hilfe man die verschiedenen Player auf Lenks Skulptur identifizieren kann. Das klang ja fast wie eine Freundschaftsanfrage.
In die Psyche der beiden Männer will ich nicht näher einsteigen. Aber ich bin überzeugt, dass die Stadtgesellschaft diese Skulptur braucht, weil sie ein künstlerisches und politisches Statement der Zeitschichte ist. Und weil sie die Zeitzeugen der Geschichte von 1994 bis 2021 zeigt. Außerdem ist skulpturale Kunst keine vorübergehende Erscheinung. Sie braucht einen festen Standort, an dem sie schön altern kann und eine Patina bekommt. Ich stelle mir vor, dass dann auch der Ministerpräsident einen bemoosten Rücken bekommt, weil er sein Amt vor dem Stadtpalais schon über so viele Jahre ausübt. Und dass die Skulptur immer noch hier steht, wenn der Bahnhof eröffnet wird.
Das will auch eine Initiative aus Linken, SÖS, Piraten und Puls-Fraktionsgemeinschaft. Die starten einen Antrag im Stuttgarter Gemeinderat zum Erhalt der Skulptur. Überraschung: Die Grünen haben sich noch nicht entschieden, die SPD hat sich noch nicht zurückgemeldet. Muss die grüne Bezirksvorsteherin noch Überzeugungsarbeit leisten?
Vielleicht! Ich werbe jedenfalls dafür, dass der Lenk in Stuttgart bleibt. Und würde mich schon freuen, wenn die grüne Gemeinderatsfraktion für den Standort am Stadtpalais über ihren Schatten springen könnte. Ich möchte dem Stadtpalais anbieten, gemeinsam noch einmal darüber nachzudenken, wie man den Lenk in die Installation "Stuttgart am Meer" integrieren kann. Oder dass man ihn dorthin stellt, wo bisher die Werbemaßnahmen für das Stadtpalais stehen, für die Werbung findet man mit dem Stadtplanungsamt und der Denkmalschutzbehörde sicher eine Lösung. Die Skulptur taugt nicht als Klettergerüst irgendwo im Park, sie braucht den Schutz einer Kultureinrichtung wie dem Stadtpalais.
Damit wäre das pfeilgerade ein Fall für den neuen OB. Frank Nopper ist ja nicht nur angetreten, Stuttgart zu versöhnen, er hat auch Kultur zur Chefsache gemacht. Behauptet er.
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Steiner
am 06.05.2021