Ein meditierender Buddha sitzt in einem ornamentalen Wolkenwirbel. Auf die Tuschezeichnung des chinesischen Meisters Mu-Chi aus dem 13. Jahrhundert reagiert links eine freihändige Nachzeichnung, ein drittes Blatt rechts übersetzt die Form in ein Schriftbild. Mit diesem dreiteiligen Leporello aus der Bauhaus-Publikation "Utopia" wollte Johannes Itten seine Lehrmethoden in der ersten Bauhaus-Ausstellung außerhalb Deutschlands vorstellen. Sie fand 1922 an der Kunstschule Kala Bhavan statt, die der indische Dichter Rabindranath Tagore 1919, im selben Jahr wie das Bauhaus, 150 Kilometer nördlich von Kalkutta gegründet hatte.
Die Lehrmethodik der "Analyse alter Meister" und der freihändigen Linienzeichnungen, um das Handgelenk zu lockern und Sicherheit im Zeichnen zu gewinnen, hatte Itten von Adolf Hölzel. 1913 war der damals 25-jährige Schweizer zu Fuß durch den Schwarzwald nach Stuttgart gewandert, um Hölzels neuartige Lehrmethoden kennenzulernen. Allerdings stufte ihn die Kunstakademie trotz eines abgeschlossenen Kunststudiums als Anfänger ein, sodass er mit Hölzels Assistentin Ida Kerkovius Vorlieb nehmen musste. Wissbegierig notierte er alles in sein Skizzenbuch und entwickelte daraus später seinen Bauhaus-Grundkurs.
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Valerie Hammerbacher
am 30.10.2019