Die Deutsche Gesellschaft für Kaufmannserholungsheime (DGK) gab es bereits seit 1910, gegründet von einem Wiesbadener Textilunternehmer. Nicht den Kaufleuten selbst, sondern deren Angestellten wollte der Verein unter "Fernhaltung von überflüssigem Luxus" einen bezahlbaren Urlaub ermöglichen. Was das heißt, lässt sich anhand der Zahlen von 1935 ermessen: 3,60 Reichsmark pro Tag musste der Kurgast im Haus auf der Alb bezahlen, bei einem durchschnittlichen Arbeitnehmer-Monatseinkommen in Deutschland von 150 Mark.
Eigentlich war das Haus schon seit 1916 geplant. Die Gesellschaft köderte die Kommunen mit dem Angebot, ein solches Heim zu errichten, wenn ihr das Grundstück kostenlos überlassen würde. 45 Gemeinden bissen an, Urach erhielt den Zuschlag.
Das Baugrundstück befand sich außer Sichtweite, über 160 Eichenstufen führt die "Himmelsleiter" in den Wald hinauf. Doch mit dem Haus auf der Alb entwickelte sich Urach zum Luftkurort. Bad Urach nennt sich die ehemalige Residenzstadt der Württemberger erst seit 1983.
Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten infolge von Weltkrieg und Inflation kam der Bau zunächst jedoch nicht voran. Bis die Gesellschaft 1928 einen Wettbewerb ausschrieb. Den gewann Schneck mit einem höchst funktionalen Bau, der sich an den Hang anschmiegt, den Kurgästen südliche Sonne und eine herrliche Aussicht auf den Albrand beschert, mit einem Turm als Akzent im Zentrum. Wer sich länger mit dem Stuttgarter Hauptbahnhof von Paul Bonatz beschäftigt, erkennt die Verbindungen: auch dies ein höchst funktionaler Bau, nur mit Naturstein verkleidet, während das Haus auf der Alb weiß verputzt ist.
Adolf Schneck, ein Handwerker alter Schule
Schneck war kein radikaler Neuerer wie Le Corbusier, der den Bewohnern seiner Weißenhof-Häuser den Komfort eines Eisenbahnwaggons zumuten wollte. Als gelernter Schreiner und Polsterer baute er handwerklich solide: gediegen, aber nicht luxuriös. So sind auch seine Möbel: schlicht, reduziert, zurückhaltend, doch geschreinert nach allen Regeln der alten Handwerkskunst. Dazu hat er eine Reihe von Büchern geschrieben, die bis in die 1960er-Jahre immer wieder neu aufgelegt wurden und bis heute die Schreinerausbildung prägen.
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Birgit Weidmann
am 23.03.2019