Die Anfrage der AfD rührt an eine große Selbstverständlichkeit in der Kunst: sie ist international oder auch transnational. Gerade in Oper und Ballett, Orchester und Tanz. Daran besteht gar kein Zweifel. Und es ist wenig überraschend und auch nicht besonders, das ist die Realität unserer Gesellschaft. Sie ist divers und multikulturell und vielsprachig.
Durch solche kleinen Anfragen verschieben sich große Themen. Denn worüber sprechen wir hier? Worüber müssen wir hier sprechen? Wir hätten da eigentlich andere Probleme zu diskutieren, als Staatsangehörigkeiten. Man könnte über den Abbau von musischer Bildung an Schulen sprechen, über wachsenden ökonomischen Druck, über kulturelle Teilhabe und Zugänge zur Kunst, über Antidiskriminierung, Gleichstellung und wie Kunstinstitutionen entsprechend noch diverser und inklusiver werden können. Und in diesem Zusammenhang könnte man auch über sozialen Ausgleich und die Weiterentwicklung der Demokratie sprechen, und darüber, wie sich eine politische Kultur weiter entwickelt, nicht populistisch, sondern im Sinne einer Gestaltung von Gesellschaft und Zukunft.
Mit dieser kleinen Anfrage werden große Kapazitäten von Landtag, Ministerien oder Kunstinstitutionen strapaziert und Statistiken eingefordert, deren Aussagekraft selbst fragwürdig ist. Es verschieben sich nicht nur Themen oder Aufgaben, die unsere Gesellschaft zu bearbeiten hätte, sondern es verschieben sich durch solche Strategien auch Umgang und das Miteinander in einer diversen Gesellschaft. Das ist im öffentlichen Raum, auf offener Straße, genauso zu beobachten, wie im digitalen Raum – und das kann von der Aggression dann in pure Gewalt umschlagen, wie wir in Kassel gesehen haben.
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