Afrikanische AutorInnen müssen die Welt bereisen, um Erfolg zu haben. Die Verlage finden sich zumeist in den westlichen Metropolen. Das Gebiet der englischsprachigen Literatur reicht von Singapur und Australien bis in die USA. Französisch wird auch in der Karibik gesprochen. Die Geschichte der Sklaverei bedingt, dass überall auf dem amerikanischen Kontinent viele Nachfahren von Afrikanern leben. Der Historiker Paul Gilroy hat dafür den Begriff "Black Atlantic" geprägt, von einer Diaspora ist auch oft die Rede. Zugleich wächst die Zahl afrikanischer Migranten aus jüngerer Zeit, auch in Deutschland. Junge Afrodeutsche, also Deutsche mit mindestens einem afrikanischen Elternteil, weisen mit zunehmendem Selbstbewusstsein auf das Problem des Rassismus in der deutschen Gesellschaft hin.
Deren Perspektive mit einzubeziehen, war Elke aus dem Moore ein besonderes Anliegen. Als dritte Kuratorin ist daher Nadja Ofuatey-Alazard mit an Bord, die seit dem vergangenen Jahr in Berlin das Literaturfestival "Afrolution" leitet, das bisher einzige in Deutschland, das sich mit "Membrane" messen kann und auch in diesem Jahr wieder stattfindet. Die Überschneidungen halten sich in Grenzen. Die afrikanische Literatur hat viel zu bieten.
Blinde Flecken in der Gesellschaft
Ofuatey-Alazard ist in Waldkirch geboren. Später zog ihre Familie in die Gegend von Hamburg. Sie sei eigentlich eine "Ultra-Deutsche", sagt sie. Doch ihr Vater stammt aus Ghana. Sie ist immer wieder mal dort gewesen, ein großer Teil der Familie lebt aber auch in den USA. Als Jugendliche ging sie nach Freiburg zurück. Dort fühlt sie sich wohl, ebenso in Norddeutschland, unwillkürlich fällt sie immer in die jeweilige Mundart zurück. Persönlich hat sie eigentlich keine negativen Erfahrungen gemacht, erklärt sie: "Aber als schwarzer Mensch macht man automatisch ungute Erfahrungen mit einem strukturellen Rassismus."
Dies hängt mit der Kolonialgeschichte zusammen. "Wenn es in Gesellschaften blinde Flecken gibt", so Ofuatey-Alazard, "führt dies dazu, dass rassistische Fremdbilder im Unbewussten wuchern." Dieses Thema wird auch im Festival aufgegriffen: Im Projektraum Römerstraße der Solitude-Akademie zeigt die namibische Künstlerin Vitjitua Ndjiharine vergrößerte Karteikarten aus dem früheren Hamburger Völkerkundemuseum. Sie zeigen Fotografien aus dem kolonialen Deutsch-Südwestafrika. Allerdings hat Ndjiharine negative Bezeichnungen zensiert und entwürdigende Darstellungen durch Spiegelfolie ersetzt. Die Kolonialzeit sollte jedoch nicht im Zentrum des Festivals stehen, sagt Ofuatey-Alazard.
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