Alles unter Wasser, alles fließt! Die Kamera schwebt zu lyrischer Musik durch die Räume einer Wohnung. Sanft trudeln Lampen, Möbel und Luftbläschen umher. Und ein Erzähler berichtet nun von einer Stadt am Meer, von einer "Prinzessin ohne Stimme" und von einem Monster. So beginnt Guillermo del Toros faszinierender Film "Shape of Water", der in märchenhafter Verkleidung zurücktaucht in vergangene, aber noch nicht überwundene böse Zeiten. Der Kalte Krieg hat in den frühen sechziger Jahren scharfe Fronten aufgebaut, und alles, was sich nicht ganz und gar einer Seite zu- und unterordnen lässt, wird bekämpft als das Andere und Fremde. So wie dieses in Südamerika gefangene reptilienartige Wesen, das in einem US-Forschungslabor erst untersucht und traktiert wird und nun getötet und seziert werden soll.
Die stumme Elisa Esposito (Sally Hawkins) putzt in diesem Labor, das aussieht wie eine Mischung aus zeitgenössischem Technik-Design und mittelalterlicher Folterkammer. Von den Militärs, Agenten und Wissenschaftlern wird die schmale Frau, die ein bisschen schief und sehr herzzerreißend lächeln kann, kaum beachtet. So findet sich Elisa plötzlich allein vor einem wassergefüllten Metallzylinder, klopft neugierig an die Scheibe und nimmt unbefangen Kontakt auf mit dem grünschillernden Schuppenmann. Er sieht mich, wie ich bin, wird sie später, als diese fantastische Romanze sich schon viel weiter entwickelt hat, ihren Freunden zu verstehen geben. Der patenten, schwarzen Kollegin Zelda (Octavia Spencer) zum Beispiel, die gern von ihrem depperten Macho-Mann erzählt. Oder dem Nachbarn Giles (Richard Jenkins), einem älteren Werbe-Illustrator, der seine schwulen Sehnsüchte verbergen muss.
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Fritz Meyer
am 18.02.2018