Opernball und Wiener Schnitzel, Donauwalzer, Hahnenkamm und Sisi: An Wohlfühl-Stereotypen über Österreich ist kein Mangel. Doch in der ganzen Nachkriegsgeschichte verunzieren hässliche braune Kratzer das schöne Bild. Zugleich prägte die Geschichte aber auch, dass alle Kanzler – die bürgerlichen eingeschlossen – Antifaschisten waren. Das ist vorbei. In etlichen Ministerien sitzen farbentragende, mensurenschlagende Alte Herren aus der rechten Parallelwelt der Burschenschaften in Schlüsselpositionen. Und in der FPÖ-Fraktion im Parlament sind nach Angaben des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) 20 der insgesamt 40 männlichen Abgeordneten "deutsch-völkisch Korporierte" – also Mitglieder von Verbindungen, die laut DÖW oft eine <link https: www.doew.at erkennen rechtsextremismus rechtsextremismus-in-oesterreich durch-reinheit-zur-einheit _blank external-link-new-window>Scharnierfunktion zwischen Deutschnationalismus und Neonazis erfüllen.
Deren seltsame Bräuche beginnen mit einem riesigen Missverständnis. Ausgerechnet aus Anlass des hundertsten Geburtstags von Friedrich Schiller am 10. November 1859 wollten Studenten in Wien endlich eine Entwicklung nachvollziehen, die Jahre zuvor begonnen hatte und 2018 immer noch nicht zu Ende ist. In Jena wurde 1815 die erste Burschenschaft gegründet, "erhoben von dem Gedanken an ein gemeinsames Vaterland, durchdrungen von der heiligen Pflicht, die jedem Deutschen obliegt, auf Belebung deutscher Art und deutschen Sinnes hinzuwirken, hierdurch deutsche Kraft und Zucht zu erwecken". Die Wiener Burschenschaft Olympia lebt dieses Selbstverständnis bis heute. Am Vereinshaus in 6. Bezirk weht Schwarz-Rot-Gold statt dem Rot-Weiß-Rot der österreichischen Flagge.
Für das DÖW ist diese Verbindung rechtsextrem und verstrickt "mit dem organisierten Neonazismus". Der österreichische Journalist und Antifaschist Hans-Henning Scharsach, analysiert in seinem Buch "Stille Machtergreifung", dass "keine der österreichischen Burschenschaften ihre Verwurzelung in den Traditionen des Nationalsozialismus so offen zur Schau trägt wie die Wiener Olympia, der einige der einflussreichsten FPÖ-Politiker angehören." Zum Beispiel Norbert Nemeth (Jahrgang 1969), der im engsten Koalitionsverhandlungsteam mit der ÖVP saß, neben FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, Herbert Kickl, inzwischen Innenminister, Norbert Hofer, unterlegener Bundespräsidentenkandidat und inzwischen Verkehrsminister, und der Mädelschafterin Anneliese Kitzmüller, die mittlerweile als dritte Parlamentspräsidentin fungiert.
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Fritz Meyer
am 18.02.2018Wer diese Partei "weghaben" möchte, muss ihr nur die Ursachen ihrer Existenz entziehen. Und das ist der völlig verkrustete Partei- und Machtapparat aus SPÖ und ÖVP, der…