Musik ist komplett offen, finde ich. Ein großes Thema ist die Entwicklung der Popszene. Dazu machen wir einen eigenen Workshop. Im Moment liegt aber der Schwerpunkt auf Konzertformaten. Die Orchesterlandschaft in Stuttgart befindet sich im Aufbruch: Das SWR-Sinfonieorchester kriegt Teodor Currentzis als Chefdirigent. Vielleicht können wir mal mit Gamern etwas machen. Auch Weltmusik ist ein Thema: Immer mehr geflüchtete Menschen bringen ganz neue Impulse ein. Wir wollen auch beitragen zur Stadt-Diskussion über ein neues Konzerthaus, das wir komplett neu denken wollen: Es darf auf keinen Fall ein Musentempel, es muss ein gesellschaftlicher Treffpunkt sein, wo auch Diskurs und Experiment stattfinden.
Die Oper war der Zukunft vor zwölf Jahren schon einmal näher als heute: mit dem Forum Neues Musiktheater, das allerdings mangels Förderung dann wieder schließen musste.
Leider! Aber man könnte es ja wieder neu auflegen. Deswegen finde ich auch das Eclat-Festival so faszinierend. Ich habe mir das Programm dieses Jahr angeschaut, da sind tolle experimentelle Formate dabei!
Die Staatstheater erhalten mehr als die Hälfte der städtischen Kulturförderung. Findet Innovation nicht häufig eher bei den Kleineren statt?
Die setzen die Impulse. Wir haben es geschafft, im letzten Doppelhaushalt im Gemeinderat einige schöne Vorlagen auf den Weg zu bringen. Es gibt einen neuen Topf: Entwicklungstreiber für Kultur. Da können sich alle Kultureinrichtungen bewerben, die ihre Veränderungsprozesse begleitet haben wollen. Neben dem Innovationsfonds Kunst gibt es einen zweiten Fonds für Kultur im öffentlichen Raum, der alle Sparten betrifft: Jeder kann sich mit Interventionen und gesellschaftlich-kritischen Themen für den Stadtraum bewerben. Dann haben wir noch einen Topf im neuen Stadtmuseum für ein Festival "The Gate" zwischen Wissenschaft und Kunst. Das Höchstleistungsrechenzentrum der Uni Stuttgart hat sein Visualisierungslabor für Künstler geöffnet, für Stadtsimulation oder Virtual-Reality-Formate.
Ist das Problem der strukturellen Unterfinanzierung, dass also kleinere Kultureinrichtungen jahrelang keine Kostenangleichung erhalten haben, mittlerweile gelöst?
Nein! Der Gemeinderat hat beschlossen, wir gucken uns alle an und fördern wieder gezielt.
Der Gemeinderat kann kaum 100 Kultureinrichtungen im Blick behalten. Was passiert mit den kleineren, die keine Lobby haben?
Um die haben wir uns gekümmert. Wir machen immer eine Liste, da waren ganz viele kleine dabei. Dieses Jahr ist es, glaube ich, für die Kultur recht gut ausgegangen. Wir müssen aber noch viel mehr kommunizieren. Ich sage immer: Stellt doch einfach einen Antrag!
Im letzten Jahr gab es also einen Schwerpunkt Musik, was wird der nächste Schwerpunkt?
Dieses Jahr liegt der Schwerpunkt auf Film. Es soll ja ein neues Haus für Film und Medien geben. Endlich wird es damit eine Lösung für das <link https: www.kontextwochenzeitung.de kultur siechtum-in-der-warteschleife-2792.html _blank internal-link-new-window>Leidens-Thema Kommunales Kino geben, das vor zehn Jahren seine Pforten geschlossen hat. Aber parallel laufen noch weitere Prozesse.
Welche denn?
3 Kommentare verfügbar
HEIKO HELLWIG
am 15.04.2020