"Es hat auch sein Gutes gehabt, dass der Landtag den Bau drei Jahre lang besetzt hielt", meint Dressler nun: Es gab Zeit, nachzudenken. An die lange Geschichte des Orts ließ sich anknüpfen: Bis 1902 hatte sich an dieser Stelle das Hoftheater befunden, in dem, mehrfach umgebaut, zuerst zur Oper, dann zum Theater, noch die letzten Reste des Neuen Lusthauses aus dem 16. Jahrhundert steckten. Dann brannte das Theater ab, die Lusthaus-Ruine wanderte in den Schlossgarten und das Kunstgebäude entstand.
Von 1961 an teilte sich der Württembergische Kunstverein (WKV) das wieder aufgebaute Gebäude mit der Galerie der Stadt Stuttgart. Schon vor deren Auszug ins Kunstmuseum 2005 hatte Andreas Jürgensen, der damalige, früh verstorbene Leiter des WKV, eine Reihe von Vorschlägen zur weiteren Nutzung erarbeitet. Doch es war zu keiner Entscheidung gekommen. Schließlich zog sich der Kunstverein, nunmehr unter der Leitung von Hans D. Christ und Iris Dressler, in den modernen Vierecksaal und den Glastrakt im hinteren Gebäudeteil zurück und der Landtag zog in den Kuppelsaal ein.
Programmkonferenz für Begegnung zwischen den Künsten
Theater und Kunst sind auch an der aktuellen Konzeption wieder beteiligt, die in dieser Zeit entwickelt wurde. Noch unter Staatssekretär Jürgen Walter, Petra Olschowskis Vorgänger im Wissenschaftsministerium, kamen Vertreter der Institutionen zusammen, die nun auch die Eröffnungsveranstaltung gestalten: Staatstheater, WKV, Kunstakademie, Theater Rampe, Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) und Solitude-Akademie. Sie suchten die Begegnung zwischen den Künsten. Nicht ein Intendant, sondern eine Programmkonferenz sollte die Inhalte bestimmen.
Mit dem Regierungswechsel stand alles wieder in Frage. Allerdings rückte der Termin näher. Die Beteiligten einigten sich auf eine zweijährige Interimsphase. Deren Kern ist ein jährliches Gipfeltreffen, das erste nun vom 30. März bis zum 2. April. "Es gibt noch keinerlei politische Entscheidung über den endgültigen Zustand", betont Dressler. Wechselnde Träger verantworten in den kommenden zwei Jahren einzelne Programmpunkte – und arbeiten zusammen: Anfang Mai folgt das Trickfilm-Festival, im Herbst eine große Ausstellung zur Reformation, im kommenden Jahr eine weitere zum Bauhaus. Historische Ereignisse sollen mit den Mitteln aktueller Kunst neu und kritisch hinterfragt werden.
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