200 und ungrad Tage vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft der Herren sind wir, ist das gastgebende Land infrastrukturell und auch sonst in einem wenig euphorischen State of Mind. Die Berichte bahnfahrender oder den lokaleren öffentlichen Nahverkehr nutzender Menschen geraten tagtäglich apokalyptischer, und es verfestigt sich der Eindruck, dass das alles in nicht allzu ferner Zukunft in einem großen Knall endet. Aber selbst wenn erste wütende Reisende zur Selbsthilfe greifen und ihren Zug einfach kapern, werden unsere Verantwortlichen weiterhin mit concernter Miene Betroffenheit und Aktionismus heucheln – und ansonsten weiter gar nichts unternehmen. Da ist die Bahn bzw. da sind die Bahnreisenden ja auch nicht alleine in ihrem Elend.
Die Zustände in der Stuttgarter Ausländerbehörde, in der Zulassungsstelle und in fast allen anderen öffentlichen Ämtern und Behörden landauf, landab sind ja ebenfalls seit vielen Jahren schon in einem Zustand, den als skandalös zu bezeichnen blanker euphemistischer Hohn wäre. Hohn, den bildlich und exemplarisch und stellvertretend für etliche andere darzustellen der stellvertretende baden-württembergische Ministerpräsident Thomas Strobl bestens geeignet ist, wie er "mit gesundem Färble", ergo braungebrannt vor allem mal bei der Polizei aufkreuzt, um härtere Maßnahmen gegen Migranten zu fordern, weil ihm sonst aber auch überhaupt nichts einfallen mag, um sich beim Wahlvolk beliebt oder als verantwortlicher Politiker nützlich zu machen. Und auch wenn die Zuständigkeit für die städtischen Behörden nicht unmittelbar sein Revier ist – er, Strobl, steht allein deswegen schon für den Niedergang, weil er trotz einer ganzen Reihe von Skandalen und Skandälchen immer noch im Amt ist und sein Geheuchel tagein, tagaus weiter über die Menschen ausgießen darf.
Mit dem SEV durchs Land?
Aber zurück zum Sport, zum Fußball mit der Frage, wie sich das die Organisatoren denn so vorstellen mit der Euro 2024. Fahren die Millionen Fußballfans aus aller Damen und Herren Länder mit der Bahn, die nicht kommt? Oder nehmen sie den Schienenersatzverkehr, dem sowohl das nötige Personal wie auch die funktionierenden Fahrzeuge fehlen? Wenn 2.000 Iren am Bahnhof Mannheim mit dem Offenbarungseid der Deutschen Bahn konfrontiert werden, dann wird man sich noch sehnlichst wünschen, das wären "nur" ein paar aufeinandertreffende Dortmunder und Hamburger Fußballfans auf Auswärtsfahrt.
1 Kommentar verfügbar
Eugen
am 27.09.2023Geht's noch saudummer?