Kennt wer Leichtathleten? Leichtathletinnen? Ich frage mal so direkt, weil ich neulich in einer Tour-de-France-Werbepause von Eurosport rüber zur ARD bin und dort auf ein Format stieß, das sie "Die Finals" genannt haben. Unter diesem Titel wurden in 18 Sportarten an mehreren Standorten in drei Städten gleichzeitig nationale Titelkämpfe veranstaltet, und das öffentlich-rechtliche Fernsehen war dabei. Nun sagt das Internet, der Plural von einem Finale seien eigentlich mehrere Finale – aber wir in Deutschland haben da so eine Art Sonderweg eingeschlagen, dem zufolge wir im sportlichen Bereich eben auch ungestraft "Finals" sagen dürfen, wenn wir mehrere Finale meinen. Scheint uns irgendwie wichtig zu sein, uns Deutschen. Das mit dem Sonderweg, meine ich.
Früher war mehr Namedropping
Im Rahmen dieser Finals fanden also die Deutschen Meisterschaften unter anderem in eher jungen Sportarten wie dem "Breaking", dem "3x3-Basketball" oder dem "BMX Park und Flatland" statt – daneben aber auch eher traditionelle Sachen wie Schwimmen und Leichtathletik, was mich direktemang zurück zum Anfang dieses Textes führt. Denn nicht nur das Finale der Damen im Breaking habe ich gesehen, sondern auch einige Läufe und Sprünge bei den Leichtathleten. Und Leichtathletinnen. Und dann habe ich an Erwin Skamrahl gedacht, den schnellen Polizisten. Und an Hartmut Weber mit der runden Brille, an Dietmar Mögenburg und Carlo Thränhardt, an Patriz Ilg, den kleinen Lehrer am Wassergraben. Annegret Richter, die Heikes Henkel und Drechsler und so weiter und so fort. Die Zehnkämpfer, da brauchꞌ ich gar keine Namen zu nennen, weiß jedes gleich Bescheid, zumindest hier, wo doch eher die Älteren lesen. Und Harald Schmid aus Gelnhausen, Thomas Wessinghage, die Liste ließe sich mühelos weiterführen bis über die maximale Zeichenzahl dieser Kolumne hinaus. Kennen Sie die Zahnpasta-Affäre um Dieter Baumann und Stéphane Franke, Gott hab ihn selig? Da waren wir doch immer à jour, wussten Bescheid, kannten Namen, nicht nur Deutsche, sondern quasi die halbe Elite international, manche kannten sogar Rekordzeiten. Und heute, bei den "Finals 2023"? Kaum einen, kaum eine kannte ich. Gina Lückenkemper grade noch so, Fabian Heinle und Marie-Laurence Jungfleisch nur, weil die beiden vom VfB Stuttgart kommen, meinem Verein. Ansonsten höchstens die absoluten Bigshots, die zum Teil ja gar nicht am Start waren: Weitspringerin Malaika Mihambo, unser Zehnkampf-Champion, die beiden Speerwerfer, wie hießen die nochmal? Seit den Diskusbrüdern Harting wird das schon sehr eng mit Namen, trotz durchaus vorhandenen Interesses.
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rebstock
am 19.07.2023