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Das Wettern der Woche

Friede den Hütten, Krieg den Palästen

Das Wettern der Woche: Friede den Hütten, Krieg den Palästen
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Am Ende der Osterwoche feiern Muslim:innen, Christ:innen und Atheist:innen am Neckar gemeinsam das Ende des Atomkraftwerks Neckarwestheim. Unser Atomkraftwerk befindet sich leider auf unsicherem Boden, wie der Stuttgarter Geologe Hermann Behmel siegessicher festgestellt hat. Er wurde daher geächtet: Wer glaubt schon Geo-logen? Ich, Büchner und die anderen AKW-Gegner:innen – auch wenn es bislang keine nennenswerten gemeldeten Störfälle gab! Denn trotz aller Gefahren versammelt sich zu einer Art Liturgie am 14.4.2023 zum Ende der Osterwoche allerlei Volk auf den grün gefrusteten Parkplätzen des AKW, um zu singen, zu jubilieren, zuzuhören und nachzudenken: War's das jetzt?

Natürlich nicht! Es gibt wieder Arbeit: Nach einem Abriss bleiben tausende Tonnen radioaktives Material zurück. Der größte Teil des strahlenden Bauschutts wird per sogenannter "Freimessung" (Pi mal Daumen) umdeklariert und soll dann kostengünstig auf Deponien verscharrt, verbrannt oder gern auch wiederverwertet werden. Vielleicht ist China interessiert? Oder Staaten, in denen Leute mit N-Worten leben?

Freilich, Freunde des Freitags und der Zukunft, wenn so ein Moloch stillgelegt wird, hinterlässt er ja nicht nur den hochradioaktiven Müll der Brennelemente in Reaktor und Abklingbecken, den Müll des Uranabbaus, den Müll aus der Produktion der Brennelemente und den schon im laufenden Betrieb angefallenen schwachsinnigen und mittelradioaktiven Müll – nein, so ein Atomkraftwerk selbst ist radioaktiver Müll.

Was übrig bleibt, sind strahlende und kontaminierte Anlagen, Werkzeuge, Gebäude – hunderttausende Tonnen an Material. Die darin vorhandene Radioaktivität lässt sich nicht abwaschen, verbrennen oder chemisch umwandeln. Beim Abriss führt stattdessen jeder einzelne Schritt zu einer Vermehrung des strahlenden Mülls und zu möglicher Freisetzung von Radioaktivität. Was in einer nicht verstrahlten Industrieanlage beim Abriss verhältnismäßig simpel sein mag, gleicht in einer Atomanlage einem Kunststück – oder ist schlicht gesagt unmöglich.

Die Wirkung der Radioaktivität ist übrigens immer dieselbe – ob sie nun wegen unsystematischer Schlamperei oder aufgrund eines systematischen Spardiktats in die Umwelt kommt ­– lese ich auf ausgestrahlt.de.

Als vor 200 Jahren der Medizinstudent Georg Büchner in völliger Unkenntnis von Brennelementen und Radioaktivität lauthals rief: "Friede den Hütten, Krieg den Palästen!", bekam er's sofort mit der Polizei tun: Krieg! Der Münchner Erzbischof Karl Marx (?) indes schloss sich soeben Büchners Appell an. Er predigte, damit man Wege finde, "den Krieg zu beenden, damit nicht Hass über Generationen gesät wird und eine weltweite Aufrüstung stattfindet, die letztlich zu Lasten der Armen" geht. Genau wie die Radioaktivität!

Unsereins ist sich da einig: lieber aktiv als radioaktiv.


Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter. Alle Wettern-Videos gibt es hier zum Nachgucken.


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