Die Leute regen sich darüber auf, dass der VfB Stuttgart in der Fußball Bundesliga nicht Siebter ist, sondern Siebzehnter. Also ist Fußball – entgegen auch in dieser Kolumne einst geäußerter anderslautender Mutmaßungen – wohl doch nicht nur die wichtigste Nebensache der Welt, sondern die wichtigste Sache überhaupt. Den Profifußball in seinem Lauf, den halten nämlich weder Ochs noch Esel auf. Pandemischer Irrsinn, Erderwärmung oder anderes derartiges Gedöns schon dreimal nicht. Weil sonst täten sich die Leute ja weniger über den Tabellenplatz des VfB aufregen als vielmehr darüber, dass wir immer noch Alarmstufe Zwei und somit um halb elf Sperrstunde haben, einfach so. Oder dass Atomkraft und Erdgas zu nachhaltigen Energien erklärt werden sollen, letzteres auch auf Betreiben der deutschen Bundesregierung. Oder ... oder ... oder.
Aber okay: Die Leute regen sich über den VfB auf, das ist ja nun auch ihr gutes Recht. Und weil das hier eine Sportkolumne ist und weil es ja heutzutage in Mode ist, sich derer, die sich aufregen, ganz besonders sorgsam anzunehmen, wollen wir da mal genauer hinschauen und den Versuch einer Erklärung wagen.
Zunächst mal ist ganz generell zu sagen, dass der VfB Siebzehnter ist, weil man mit lauter minderjährigen japanischen und französischen Zweitligaspielern und etlichen längerfristig verletzten Leistungsträgern eben nicht Deutscher Meister wird, sondern um den Klassenerhalt kämpft. Nun wird möglicherweise einer kontern und sagen, der VfB habe doch den Daimler und genug Geld, sich zumindest volljährige Erstligaspieler zu kaufen – aber so einfach ist es leider nicht. Denn im Profifußball wird zwar eine geradezu irreale Menge an Geld generiert – aber dieses Geld wandert zum allergrößten Teil schnurstracks in die Taschen der Spieler und ihrer Berater, der Rest versickert, quasi Schwund. Umso wichtiger ist es da für einen Profifußballclub, integre Menschen mit Durchblick und Know-how und Realitätssinn und Demut an den verantwortlichen Positionen sitzen zu haben, die angesichts der Riesensummen nicht die Nerven und den Boden unter den Füßen verlieren.
So verdiente zwar der VfB beispielsweise nach der Meisterschaft 2007 ein Heidengeld, nämlich rund 35 Millionen Euro, allein durch den Verkauf von Mario Gomez an den FC Bayern München – aber für diese 35 Millionen wurde weder ein fähiger Ersatz gekauft noch zehn hoffnungsvolle Nachwuchsspieler, sondern ein im besten Falle durchschnittlicher Mann namens Pawel Pogrebnyak, der darüber hinaus mit einem aberwitzig hohen Gehalt ausgestattet wurde. Über den Verbleib der restlichen Millionen aus diesem Geschäft liegt bis heute eine dicke Decke voller offener Fragen und Zweifel, die zu beantworten es allerdings der geradezu gewaltsamen Öffnung von Giftschränken, nein, von ganzen Giftverliesen im Bauch der Mercedes-Benz-Arena bedürfte. Und das kann ja nun weiß Gott kein Mensch wollen. Denn das hieße quasi, die Büchse der Pandora zu öffnen – gilt doch das Gebaren des VfB Stuttgart in personam seiner verantwortlichen Führungspersonen seit der Meisterschaft 2007 als Anfang allen Übels, welches in den beiden Abstiegen der ersten und zweiten Mannschaft ihr vorläufiges unrühmliches Ende fand und sich tunlichst nicht wiederholen sollte.
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Schwob vo dr Alb
am 22.01.2022