Vergangene Woche forderte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) eine "Bewegungsgarantie" für den Fall, dass in der Corona-Pandemie noch einmal Kontaktbeschränkungen erlassen werden. Der Sport könne gerade jetzt zur Gesunderhaltung der Bevölkerung beitragen, hieß es in einer Stellungnahme. Die weitgehende Schließung von Spiel- und Sportstätten und die Kontaktbeschränkungen für die Mitglieder von Sportvereinen in früheren Monaten der Pandemie seien ein Fehler gewesen, schrieb DOSB-Präsident Alfons Hörmann.
Da hat der ehemals so mächtige Sportfunktionär auf seine ganz alten Tage doch tatsächlich mal was schreiben lassen, das in der Sache vollkommen richtig ist. So überraschend es auch sein mag, überhaupt ein Schreiben mit dem Namen Hörmann zu lesen, das nicht als Unterlassungserklärung, einstweilige Verfügung oder sonstiger Drohbrief durch die ewige Berliner Kanzlei Schertz Bergmann an kritische oder in anderer Weise unliebsame Persönlichkeiten verschickt wurde. Zum Beispiel sollte das frühere Vorstandsmitglied Karin Fehres gezwungen werden, sich als Autorin einer im Mai veröffentlichten anonymen Mail zu bekennen, in der von einer Kultur der Angst im DOSB unter Hörmann die Rede ist. Fehres bestritt nachdrücklich, Autorin dieser Mail zu sein.
Wobei der DOSB als bestens finanzierte, laut Wikipedia "regierungsunabhängige Dachorganisation des deutschen Sports", mit über 27 Millionen Mitgliedschaften in mehr als 90.000 Vereinen die "größte Bürgerbewegung Deutschlands", in personam seines obersten Repräsentanten – nennen wir ihn "Hardcore-Hörmann" – da natürlich gut reden hat. Denn sich jetzt hinzustellen und Bewegungsgarantien zu fordern ist zwar richtig – aber es ist eben nur das eine. Das andere ist die katastrophale Situation des Breitensports in Deutschland, das eklatante Alleinlassen der vielen Ehrenamtlichen. Die tatenlos und womöglich sogar wissentlich hingenommene Verranzung und Verrottung der allermeisten Anlagen. Und die völlige Tatenlosigkeit dieses Riesenverbandes angesichts eines Zustandes des Schulsports, die mit peinlich noch euphemistisch beschrieben ist.
Lieber Intrigen als Breitensport
Auch in den knapp zwei Jahren der Pandemie ist der DOSB nicht gerade durch allzu vehementen Einsatz für die Kleinen aufgefallen, die von der Politik immer am meisten drangsaliert wurden. Schließlich arbeiten und konsumieren sie noch nicht und sind daher für die in den Parlamenten allgegenwärtigen Lobbygruppen diesbezüglich völlig wertlos. Überspitzt gesagt: Die Politik schiebt, vom Dachverband des Sports weitgehend widerstandslos hingenommen, lieber der TUI die Milliarden hinten rein, als sich für Kinder und Jugendliche und deren Möglichkeiten sportlicher Betätigung einzusetzen. Von Luftfiltern und Digitalisierung gar nicht erst anzufangen. Hauptsache der wie von Deix gemalte adipöse Bürger kann weiterhin für 70 Euro in Antalya all inclusive machen. Aber dazu hat man nichts gehört vom Hörmann. Da war er wohl zu beschäftigt, sich mit den Berliner Anwälten zu beraten, wie nun die nächste verbandsinterne Intrige zu reiten sei, wie die nächste potentielle Kritikerin bedroht und, wenn nötig, diskreditiert werden könnte.
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