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Spenden für Athener Sozialklinik

"Die Kasse ist leer"

Spenden für Athener Sozialklinik: "Die Kasse ist leer"
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Seit zehn Jahren spenden Privatpersonen am Bodensee für eine "Sozialklinik" in Athen, die einspringt, wo die Sparzwänge der Austeritätspolitik riesige Löcher ins Gesundheitswesen gerissen haben. Jetzt ist die Kasse leer, die desaströse Lage aber bleibt. Die Helfer:innen brauchen Hilfe.

Die Griechen sollten ihren Gürtel enger schnallen, sprach einst der CDU-Politiker Wolfgang Schäuble und diktierte ihnen via "Troika" ein Sparprogramm, das die Luft zum Atmen nahm. Es war die Zeit, in der die "Sozialkliniken" entstanden, in denen sich die Menschen einfanden, die keine Krankenkasse mehr bezahlen konnten, geschweige denn eine private Behandlung. In den "Sozialkliniken", auch "Solidarkliniken" genannt und damals 50 an der Zahl, wurden sie zu Tausenden kostenlos betreut von ehrenamtlichen Ärzt:innen und Pfleger:innen, von Apotheker:innen, die sie mit Medikamenten versorgten. Dass das gelang, lag an Privatpersonen bis hin zum "Gesundheitsnetz Hegau", die bis heute regelmäßig helfen. Und weiter helfen wollen, auch wenn es nicht einfacher wird. Kontext hat darüber berichtet, zum Beispiel hier und hier.

"Die Kasse ist leer", bilanziert Koordinator Peter Mannherz, "trotz des hohen Spendenaufkommens". Zusammen waren es über die Jahre 105.000 Euro, unter anderem gegeben von Bildhauer Peter Lenk und Intendant Christoph Nix, aber mit der konservativen Regierung von Kyriakos Mitsotakis ist der Bedarf nicht weniger geworden. Im Gegenteil. Das Gesundheitswesen ist stark unterfinanziert, laut OECD liegen die staatlichen Ausgaben ein Drittel unter dem Niveau von 2010, Kissen und Essen sind ins Krankenhaus mitzubringen. All das hinderte die "Nea Dimokratia" nicht, die meisten "Sozialkliniken" per Gesetz (2020) zu schließen. Offizielle Begründung: Gesundheitsversorgung sei Aufgabe des Staates, nicht die von privaten Organisationen. Dass das eine prinzipiell richtige Position ist, ist das eine, das andere ist die desaströse Praxis. Letztes Beispiel: Die Selbstbeteiligung für jedes Medikament wurde von zehn auf 25 Prozent erhöht.

Bei seinem jüngsten Besuch in Athen, als Anführer einer Bodensee-Delegation, hat Steuerberater Mannherz erlebt, wie man das Problem auf griechisch angeht. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen der "Sozialklinik" gründeten flugs den gemeinnützigen Verein MSA, das medizinische Solidaritätszentrum Athen. Es firmiert zunächst weiter in einer 140 Quadratmeter-Wohnung im Zentrum der Stadt – Rezeption, Apothekenraum, Zahnarztzimmer, zwei kleine Behandlungsräume – und alles für 550 Euro Monatsmiete. Die laufenden Kosten betragen 1.000 Euro, wobei der größte Teil von der Mannherz-Truppe kommt. Tatsächlich erlaubt ist es dem MSA, Medikamente an Bedürftige abzugeben ohne Ansehen deren Religion, Herkunft, Aufenthaltsstatus. Letzteres ist besonders wichtig, weil die Lage der Geflüchteten in Griechenland immer prekärer wird. Seit 2021 fallen sie aus jeder staatlichen Unterstützung heraus, was bedeutet, dass sie als anerkannte Flüchtlinge vor dem Nichts stehen.

Mannherz' Fazit nach dem Studium der Kosten von 2019 bis jetzt: "Es werden dringend neue Spenden benötigt, um die laufenden Mietzahlungen in Athen sicherzustellen und Medikamente für die hauseigene Apotheke einzukaufen."


Spendenkonto: Treuhandkonto Peter Mannherz bei der Volksbank Konstanz,
IBAN: DE18692910000226191801, BIC: GENODE61RAD

 


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