Unter Meteorologen braucht es keine Meinungsvielfalt – so lange die etablierten Methoden fundierte Prognosen liefern. In den Wirtschaftswissenschaften, wo die Vorhersagen "allenfalls per Unfall" richtig lägen, sei das anders, meint der Ökonom und DiEM25-Initiator Yanis Varoufakis. Wenn die herrschende Lehrmeinung die Realität nicht mehr treffend beschreiben kann, brauche es alternative Blickwinkel.
Der Einladung der studentischen Inititiative "Rethinking Economics Tübingen", die sich abseits der an Universitäten dominierenden Neoklassik für mehr Perspektivenvielfalt in der Wirtschaftslehre einsetzt, ist der 59-Jährige daher gerne gefolgt. Und nicht nur er: Der Hörsaal Nummer 25 im Kupferbau der Uni Tübingen reicht mit seinen gut 500 Sitzplätzen nicht aus, um dem Andrang des auffällig jungen Publikums gerecht zu werden. Varoufakis' Vortrag wird per Livestream in zwei Nebensäle übertragen, die ebenfalls gut besucht sind. "Mein Job", sagt der frühere griechische Finanzminister hier unter tosendem Beifall, "ist es, der Jugend gefährliche Ideen einzupflanzen." Ein Gespräch.
Herr Varoufakis, als griechischer Finanzminister wollten sie 2015 weitere Sparmaßnahmen im sozialen Bereich verhindern. Letztlich hat die Troika ihre Interessen durchgesetzt.
Mit einem demokratischen Prozedere hatte dieser Vorgang nichts mehr zu tun. Bei einem Referendum im Juli 2015 haben mehr als 61 Prozent der Griechen gegen das Austeritätspaket der Europäischen Union gestimmt. Das half nichts. Die Maßnahmen kamen und beförderten massenhafte Verelendung.
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Philippe Ressing
am 09.02.2020