Die Warnung kam in diesem Jahr besonders früh: "Im ganzen Land herrscht hohe Waldbrandgefahr", mahnte Mitte März Peter Hauk (CDU), baden-württembergischer Minister für Ländlichen Raum, zur Vorsicht. Null Niederschlag über Wochen, dafür reichlich Sonnenschein und Wind hatten Wälder und Flure so stark ausgetrocknet, dass mancherorts nur ein Funke genügte, um Laubreste oder Nadelstreu in Brand zu setzen. Landesweit mussten Feuerwehren ausrücken, um Buschbrände zu löschen. Etwa zur Insel Reichenau, wo ein großflächiger Schilfbrand loderte.
Wird dieses Jahr wieder ein Dürrejahr, so wie schon 2018, 2019 und 2020? Beschert uns die Erderwärmung in diesem Sommer wieder unerträgliche Hitze und kaum Regen? "Der Klimawandel ist kein Phänomen der Zukunft, sondern wir leben bereits seit Jahrzehnten mit ihm. Seine Auswirkungen sind in Baden-Württemberg deutlich spürbar", sagt Bettina Jehne, Sprecherin des Stuttgarter Umweltministeriums. Seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen 1881 hat sich die Jahresdurchschnittstemperatur im Südwesten bereits um 1,4 Grad erhöht.
Und es wird noch wärmer: Nach regionalen Klimamodellen steigt die Temperatur bis 2050 um ein Grad weiter – aber nur, wenn der weltweite Treibhausgas-Ausstoß in Zukunft deutlich sinkt. Hält der weltweite Trend an, nämlich immer mehr Kohle, Öl und Gas zu verbrennen, projizieren die Modelle bis Ende des Jahrhunderts eine Erwärmung um 3,5 bis 4,5 Grad in ganz Deutschland im Vergleich zum Zeitraum von 1971 bis 2000. Generell zeigen die Berechnungen, dass es von Nordwesten nach Südosten wärmer wird.
Beim Niederschlag kommen die Modelle zu weniger eindeutigen Ergebnissen. Die Klimasignale sind unterschiedlich stark, ihre Richtungssicherheit ist geringer, heißt es übereinstimmend aus dem Umwelt- und Landwirtschaftsministerium in Stuttgart. Die künftige mittlere Jahressumme an Regen streut zwischen "unverändert" und plus zehn Prozent bis Mitte des Jahrhunderts. Für die ferne Zukunft erwarten die Klimarechnungen um bis zu 15 Prozent mehr Niederschlag, wobei dieser regional unterschiedlich fallen wird.
Mehr Regen im Winter, weniger im Sommer
Also doch keine Sahara im Südwesten? Antwort: Man weiß es nicht. Denn die Projektionen deuten an, dass sich die Niederschläge zeitlich verschieben werden. "Langfristig ist wahrscheinlich damit zu rechnen, dass die Niederschlagsmenge im hydrologischen Winterhalbjahr zu- und im Sommerhalbjahr abnimmt", so Sebastian Schreiber, Sprecher von Minister Hauk. Will heißen: In Zukunft sind im Winter und nicht wie bisher im Sommer die meisten Niederschläge zu erwarten. "Das könnte im Sommer voraussichtlich zu mehr Trockenheit führen und im Winter das Risiko von Überschwemmungen erhöhen", erläutert Schreiber. Zudem steige die Anzahl der Tage mit Starkniederschlägen sowie deren Niederschlagsmenge: von heute im Mittel 3,6 Tagen auf 4,3 Tage in naher und 4,5 Tage in ferner Zukunft, ergänzt er.
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