Viele der Betriebe nehmen für sich in Anspruch, besonders nachhaltig zu arbeiten. Sie werben für Mineralwasser "als wertvollen und sensiblen Schatz der Natur", mit dem sie – staatlich kontrolliert – "verantwortungsbewusst umgehen". Sie setzen auf regionalen Vertrieb und reichen von Alwa Mineralbrunnen im Kreis Ludwigsburg über Bad Dürrheimer, Griesbacher und Peterstaler in der Ortenau bis hin zu Aqua Römer, Krumbach, Wiesentaler, Randegger oder Teinacher im Kreis Calw. Als teilweise über viele Jahrzehnte oder gar mehr als ein Jahrhundert fest etablierte Marken.
"Wir sind klein und innovativ", sei das Motto der Randegger Ottilien-Quelle, sagt Clemens Fleischmann, der Geschäftsführer. Unweit vom Hohentwiel bei Singen an der südlichen Landesgrenze und schon seit 1892 in Familienbesitz. Vertriebsgebiet ist die Bodenseeregion westlich von Konstanz, zu 80 Prozent werden die Produkte innerhalb eines Radius von 40 Kilometern verkauft. Das Mineralwasser der Randegger Ottilienquelle stammt aus 118 Meter Tiefe. Standard ist für Randegger die Auslieferung in Glasflaschen – es ist aus Sicht der Deutsche Umwelthilfe (DUH) einer der Vorzeigebetriebe bundesweit.
Die Mineralwasserfirma Alwa macht sich keine Sorgen
Die Alwa Mineralbrunnen – als derzeit wohl größtes Unternehmen im Südwesten, Hauptsitz in Sersheim im Kreis Ludwigsburg – zählt heute mehr als 900 Mitarbeiter. An vier Brunnenstandorten bewirtschaftet die Winkels Gruppe insgesamt 14 Quellen, die zwischen 40 und 500 Metern tief liegen – mit Eigenmarken wie Alwa, Griesbacher, Fontanis, Rietenauer und Markgrafen. Denise Kaufmann ist die geschäftsführende Gesellschafterin. "Nachhaltigkeit im Umgang mit unseren Ressourcen ist für uns als familiengeführter Betrieb in vierter Generation Teil unserer Unternehmensphilosophie", sagt sie. Das Mineralwasser aus Tiefenquellen nennt sie "einen Schatz der Natur, ein ursprünglich reines Naturprodukt, reich an Mineralien."
Auch die Mineralbrunnen Überkingen-Teinach GmbH, Sitz in Bad Teinach/Zavelstein, Kreis Calw, relativiert aufkommende Besorgnisse. Mineralwasser habe einen Anteil von etwa 3,5 Promille an der Gesamtentnahme aus Grundwasser aller Wassernutzer in Deutschland. Verbrauchswasser liegt um ein Vielfaches höher: Für die tägliche Versorgung der Menschen würden, sagt Geschäftsführer Andreas Gaupp von der öffentlichen Wasserversorgung, rund 4,5 Mrd. Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr zur Verfügung gestellt. Durch den zunehmenden Klimawandel sei der Schutz dieser wertvollen Ressource und einer dezentral vorzuhaltenden, flächendeckenden Brunnenstruktur gleichwohl noch wichtiger geworden, meint Gaupp.
Sein Mineralbrunnen wurde 1923 gegründet. Heute zählen Marken wie Teinacher, Krumbach, Hirschquelle und die Markenrechte an Bluna und Afri Cola dazu. Firmen-Leiter Gaupp versichert: "Eine Absenkung des Grundwasserspiegels durch die Entnahme von Mineralwasser ist in Deutschland ausgeschlossen: Es finden sorgfältige Kontrollen statt und es sind geringe Mengen." Einer Nutzung von Mineralwasser in bestimmten Grenzen und unter strengen Auflagen stehe dem Schutz desselben per se nicht entgegen.
Bayrischer Umweltminister sagt Großproduzent ab
Etwas anders sieht die Situation wohl bei den ganz großen Playern aus. In Lüneburg stellte Coca-Cola einen Genehmigungsantrag für eine dritte Brunnenbohrung – und weitere 350.000 Kubikmeter Fördermenge im Jahr. Das sind Abflussmengen von 23,6 Liter pro Sekunde und Größenordnungen, die mittlerweile für Nachdenklichkeit sorgen. Etwa auch bei Behörden im bayerischen Treuchtlingen, nur rund 50 Kilometer östlich der baden-württembergischen Landesgrenze. Dort hatte Großproduzent "Altmühltaler", der unter diesem und anderen Namen bei Discountern wie Lidl, Aldi oder Netto vertreibt, mehrfach eine zusätzliche Quellfassung und -förderung beantragt. Zuletzt 800.000 Kubikmeter. Das wurde vom bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) abschlägig beschieden. Altmühltaler betreibt seit den 1990er-Jahren auch Brunnen in der Mark Brandenburg.
Der Vergleich zu beispielsweise der kleinen Randegger Ottilien-Quelle ist frappierend: Diese entnimmt derzeit 34.000 Kubikmeter pro Jahr und darf 6,5 Liter pro Sekunde abpumpen. 19 Millionen Flaschen Mineralwasser setzt Randegger im Jahr um. Randegger, Alwa oder auch Teinacher haben dabei seit Jahren mit dem von den Discountern losgetretenen Preisdumping zu kämpfen: Bereits ab 19 Cent je 1,5-Liter Flasche sind die Mineralwässer der großen Player "als Billig-Ramschware" erhältlich – bei einem Flaschenpfand von gleichzeitig 25 Cent. Das habe "die Marktsituation der ansonsten überwiegend durch regionale Familienunternehmen geprägten Mineralbrunnen bereits vor Jahren verschärft", klagt nicht nur Alwa-Chefin Denise Kaufmann.
1 Kommentar verfügbar
Gerald Wissler
am 17.03.2022Warum bekommt ein internationaler Konzern Allgemeingut für 18 Cent pro Kubikmeter, während die ortsansässigen Bürger 2,73 Euro für dieselbe Menge zahlen müssen ?
Das ist doch absurd.