In Berlin soll das Haus der Statistik beim Alexanderplatz zum Modellprojekt einer neuen, gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung werden. Nach einer Künstler-Aktion 2015 erwarb die Stadt den leer stehenden, bis dahin zum Abriss vorgesehenen Gebäudekomplex vom Bund. Fünf Akteure, darunter eine neu gegründete Genossenschaft, planen nun auf mehr als 110.000 Quadratmetern das neue Bezirksrathaus, Ämter und Wohnungen ebenso wie Räume für Kunst und Kultur, Bildung und soziale Aktivitäten.
Auch Stuttgart könnte sein Haus der Statistik haben: Das Statistische Landesamt, im Zentrum des Stadtteils Heslach, zieht Ende 2023 nach Fellbach. Dort spendiert sich die Süddeutsche Krankenkasse einen Neubau und vermietet ihre bisherigen Räume ans Land. In Heslach werden damit mehr als 6.000 Quadratmeter Flächen frei; weitere 8.000 könnten längerfristig in den benachbarten, von der Universität genutzten Altbauten der ehemaligen Trikotagenfabrik Benger & Söhne dazukommen.
Sabine Vogel hat bereits vor zwei Jahren, damals noch für die Linke im Bezirksbeirat, von der Sache Wind bekommen und den Architekten Kai Lanziner informiert. Sie wollen nicht, "dass das Areal an renditeorientierte Investoren verkauft wird", und gründeten eine Initiative. Die nennt sich "Solidarische Nachbarschaft Schoettle-Areal". Ihr Ziel: "Ein gemeinsam entwickeltes Areal zum Wohnen, Leben, Arbeiten, für Kunst und Kultur, für ein selbstbestimmtes und solidarisches Miteinander, bezahlbar, unverkäuflich und mit dauerhafter Perspektive."
Verhandlungen hinter verschlossenen Türen
"Räume erobern!" forderte eine Tagung im Generationenhaus im Oktober 2020, gefördert von der Rosa-Luxemburg-Stiftung. In einem "Podium positive Beispiele" stellte eine Berlinerin das Haus der Statistik vor. Die Initiative Neustart Tübingen, seit Kurzem Genossenschaft, präsentierte ihr Vorhaben, nach Vorbildern aus Zürich eine Siedlung für 500 Menschen zu bauen. Auch das Mietshäuser Syndikat kam zu Wort, das in Freiburg zwanzig, in Tübingen sechs Häuser besitzt, in Stuttgart dagegen erst zwei – weil es in der Landeshauptstadt schier unmöglich ist, geeignete Objekte zu finden.
2 Kommentare verfügbar
Jupp
am 06.11.2021Das Areal um den Schoettle-Platz hat in der Tat viel Potential.