Frau Niedermayer, wie kam es im vergangenen Jahr zur "Nestlé-adé"-Aktion?
Bei der KjG beschäftigen wir uns schon lange mit Fragen des kritischen Konsums. Auch um letztlich dem Auftrag nachzukommen, die Schöpfung zu bewahren. Im konkreten Fall von Nestlé kam die Idee des Boykotts von einer Ortsgruppe in Essen. Die hat ihr Anliegen über den Diözesanverband Essen auf deren Diözesankonferenz eingebracht und das Anliegen wurde dort positiv verabschiedet mit dem Auftrag, es in die Bundeskonferenz zu tragen. So ist es dann passiert und wir haben den bundesweiten Boykott beschlossen. Wir haben beschlossen, dass wir auf allen unseren Veranstaltungen auf Nestlé-Produkte verzichten. Wir haben uns verpflichtet, dass sich die Diözesanverbände dafür stark machen, überall da, wo sie Mitträger von Häusern sind oder Einfluss in Trägergremien haben, den Boykott voranzutreiben.
War da längere Überzeugungsarbeit notwendig?
Das war sogar ein sehr deutlicher Beschluss. Die Grundüberzeugung, sich darum zu kümmern, wie Dinge produziert werden, die wir nutzen, ist ja bereits da. Wir debattieren immer wieder darüber. Es war letztlich ein Aushandlungsprozess, wie genau sich der Boykott gestalten soll, also welche Kritikpunkte wir anbringen und welche Forderungen wir aufstellen. Man hat gemerkt, dass es den Leuten wichtig ist, einen Boykott zu beschließen.
Was kritisieren Sie an Nestlé?
Wir haben in unserem Antrag konkret den freien Zugang zu sauberem Wasser als Menschenrecht gefordert. Wir sprechen uns gegen die Rodung von Wäldern für Palmöl-Plantagen aus. Es geht allgemein um eine umweltbewusste Produktion und um die Wahrung der Rechte der lokalen Bevölkerung vor Ort, also dort, wo Fabriken stehen. Und es geht um die Wahrung von ArbeitnehmerInnenrechten. Wir fordern von Nestlé die Umsetzung und die Anerkennung dieser Punkte.
Warum gerade Nestlé?
Weil es einer der weltgrößten Konzerne ist und dann auch noch ein europäisches Unternehmen. Das heißt für uns nicht, dass es der einzige Großkonzern ist, bei dem man hinschauen muss. Wir wollen ja insgesamt auf einen kritischen Konsum verweisen. Zum Nestlé-Boykott hat der Diözesanverband Münster eine Broschüre herausgebracht, in der man beispielsweise nachlesen kann, welche Firmen zum Konzern gehören. Darin werden aber auch Handlungsempfehlungen gegeben, wie kritischer und nachhaltiger Konsum in Ortsgruppen umgesetzt werden kann. Oder auch von Einzelpersonen, klar. Wir versuchen Alternativen aufzuzeigen, bei Produkten, aber auch im Einkaufsverhalten an sich.
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Helmut Detrich
am 15.02.2020