Drohbriefe, zerstochene Autoreifen, Farbanschläge auf die Wohnhäuser – solche Attacken sind Alfred Denzinger und die Redaktion der "<link http: www.beobachternews.de external-link-new-window>Beobachter News" fast schon gewohnt. Nun allerdings haben die Angriffe eine neue Qualität. "Die Denzinger-Mischpoke töten", ist eine Mail vom 03. Mai, dem Tag der Pressefreiheit, überschrieben. In der Nachricht schildern anonyme Rechtsextremisten, wie sie den Chefredakteur des linken Onlinemagazins "wegen feindlicher Agitation gegen das deutsche Volk" verbrennen und seine ganze Familie "der Ausrottung anheimstellen" wollen.
"Es ist klar, was sie bezwecken", sagt Denzinger, "aber das werden sie nicht erreichen: Ich höre nicht auf." Die bewegungsnahen "Beobachter News" aus Rudersberg berichten regelmäßig über rechte Umtriebe im Südwesten, was vielen Faschisten, Rechtsextremen und Neonazis ein Dorn im Auge ist. Kürzlich, nur zwei Tage nach der Morddrohung, <link http: www.beobachternews.de in-die-opferrolle-geschluepft external-link-new-window>dokumentierten sie beispielsweise, wie Wahlkämpfer der AfD in Fellbach ihren eigenen Infostand zerlegen, um sich als Opfer der Antifa zu inszenieren und den vermeintlichen Übergriff auf eine Ebene mit dem industriellen Massenmord an Millionen von Menschen zu stellen. "Wir sind die Juden von heute!", schreien sie, und die Filmaufnahmen der "Beobachter News" bilden dieses ab, ebenso wie den offensichtlich angetrunkenen älteren Herrn, der empört auf linke Demonstranten zeigt und der Polizei empfiehlt: "Alle erschießen, fertig" – ohne dass sich die Ordnungshüter genötigt sähen, einzuschreiten.
Der Text ist schlimm, die Kommentare sind viel schlimmer
Mitte April <link https: www.swr.de swraktuell baden-wuerttemberg mannheim external-link-new-window>berichtete der SWR über politisch motivierte Kriminalität gegen Fotografen und Journalisten, auch Denzinger kam – als unmittelbar Betroffener – mit einem Statement zu Wort. Für die Übergriffe auf Pressevertreter macht er dort auch die Hetze verantwortlich, wie sie auf rechtsradikalen und -extremen Plattformen betrieben wird. Die Politik könne laut Denzinger dafür Sorge tragen, dass den Portalen untersagt wird, so etwas zu verbreiten.
Die Reaktionen selbiger Plattformen ließen nicht lange auf sich warten. Sie veröffentlichten, in bewährter Manier, zwei Tage später einen Hetzartikel über Denzinger, verbunden mit abenteuerlichen Unterstellungen und kreativen Einordnungen ("der linkslastige SWR"). "Der Text selbst war schlimm", sagt der Betroffene, "aber die Kommentare darunter waren noch viel schlimmer." Unter anderem wird er dort zum "Anal Zäpfchen der Relotius Presse [sic!]" erklärt, was unter all dem geistigen Unrat, der sich in den Kommentarspalten entlädt, noch eine der geschmackvolleren Beleidigungen darstellt. Ein anderer schildert hier seine Vernichtungsphantasien und erläutert ausgiebig seinen Wunsch, Denzinger bis zu seinem Lebensende Zwangsarbeit verrichten zu lassen. Die Moderation schreitet erst ein, als jemand Privatadresse des Journalisten postet: Denn die "muss hier nicht veröffentlicht werden. Sie ist auf seiner Seite schnell auffindbar. Mod".
0 Kommentare verfügbar
Schreiben Sie den ersten Kommentar!