Die Schuldts sind engagierte Mitglieder der Korntaler Brüdergemeinde. Sie zögern, zu reden, wollen sich nicht in den Vordergrund spielen, nicht als Helden darstellen. Eitelkeit ist schließlich eine Todsünde und Demut erste Christenpflicht. Doch vor allem trauen sie Journalisten nicht über den Weg, die immer nur über Verfehlungen berichten, wo in ihrer Brüdergemeinde doch so viel Gutes passiere.
Sie haben dennoch in ihren Garten eingeladen, weil sie an Lösungen interessiert sind. Kekse und Kaffee stehen auf dem Tisch und eine schriftliche Erklärung, die zu unterschreiben ist: "Zitate werden Herrn und Frau Schuldt zur Autorisierung geschickt."
Unter Christen ist die Gefahr groß, nur lieb zu sein
Auch wichtig für ihre Bereitschaft, zu reden, ist das Quentchen Wut: "Ich streite gern", sagt Dietrich Schuldt und blickt angriffslustig durch die braune Nickelbrille. Immer diese Vorwürfe, dass es mit der Aufarbeitung so schleppend vorangehe, ein schwieriger Job sei das schließlich, und die Wahrheit schwer zu ermitteln nach all den Jahrzehnten. Am Pranger zu stehen, das ärgert ihn. Unter Christen sei die Gefahr groß, nur lieb zu sein. Schuldt ist seit 14 Jahren Brüdergemeinderat und er ist nicht lieb. "Es ist schwer, all diese Dinge zu schlucken", versucht seine Frau zu beschwichtigen.
6 Kommentare verfügbar
Manfred Fröhlich
am 21.10.2016>> ...wer über Schuld rede, müsse auch über Vergebung reden? ... <<
Nein. Die Missbrauchsopfer "müssen" nicht vergeben. Sie haben das Recht niemals zu vergessen und niemals zu verzeihen!