Der Entwurf, der nun die Gemüter erhitzt, ist aus einem internen Wettbewerb an allen Standorten des Büros hervorgegangen, das außer in Stuttgart, Berlin und New York auch in São Paulo, Schanghai und Paris tätig ist. Übrigens kostenlos für Kernen-Stetten, für Schlaich Bergermann Partner Ehrensache. Aus der Mitte der Baumgruppe heraus soll sich der 18 Meter lange Steg über die Wipfel erheben, um herrliche Ausblicke zu eröffnen, ein Steg in den Himmel eben.
Es habe "sehr aufwendige Voruntersuchungen" gegeben, betont Cheret: "Was ist schützenswert – aus meiner Sicht ziemlich seriös gemacht." Wie Projektleiter Andreas Keil im <link http: www.swr.de zur-sache-baden-wuerttemberg kein-steg-natur-genuegt-umstrittener-aussichtssteg-im-remstal id="3477354/did=17422220/nid=3477354/1jb6fdf/index.html" _blank external-link>SWR-Interview erklärt, soll der Steg vorgefertigt und mit dem Autokran von der Seite her in den Hügel eingeschoben werden: "Von daher haben wir so ziemlich alles getan, dass wir da auch mit dem entsprechenden Respekt vor der Natur vorgehen."
Nicht der gerade Weg führt zum Ziel
Damit hätte es gut sein können. Doch wie die Rems – die unterhalb von Aalen eigentlich immer nur westwärts fließt – vor Rommelshausen plötzlich nach Norden abbiegt, so führt auch hier der gerade Weg nicht zum Ziel. Rommelshausen ist der andere Teil der Gemeinde, die in der Gemeindereform 1975 aus der Zusammenlegung mit Stetten hervorging und sich seit 1977 Kernen nennt. Als wolle sie mit Stuttgart nichts zu tun haben, mündet die Rems erst zehn Kilometer nördlich bei Remseck in den Neckar.
"Der Steg war von Anfang an umstritten", sagt Ebbe Kögel, Mitglied des Bürgerprojekts AnStifter, Weinerlebnisführer und Bademeister, der einmal Maschinenschlosser gelernt und an der London School of Economics studiert hat. Er wohnt gleich unterhalb der Y-Burg, des Stettener Wahrzeichens, und sitzt seit zwei Jahren für das Parteifreie Bündnis im Gemeinderat. Er grüßt jeden, dem er auf dem Weg durch den Ort und die Weinberge begegnet, und ist jederzeit in der Lage, zur Historie des Orts einen kleinen Vortrag zu extemporieren: etwa zum Schloss seit der Zeit, als Stetten unter den Thumb von Neuburg ein von Württemberg unabhängiger Reichsflecken war. Bis im 19. Jahrhundert die Diakonie einzog, Stettens wichtigster Arbeitgeber.
Auch die Aussichtspunkte haben viel mit der Landesgeschichte zu tun. Widerstand gegen die Gartenschau-Pläne regte sich zunächst in Beutelsbach, wo am Kappelberg – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Berg in Fellbach – 1968 bei einer Flurbereinigung Überreste des ältesten Stammsitzes der Württemberger zum Vorschein kamen. Genau hier begann auch vor 500 Jahren der Bauernkriegs-Aufstand des "Armen Konrad".
40 Kommentare verfügbar
Paul
am 04.09.2016Hier einmal eine Zusammenfassung…