Für einen Tag mal jemand anderes sein – wer hat sich das nicht schon einmal gewünscht? Die Frage, wie es so ist als Mann oder als Frau, fasziniert die meisten Menschen spätestens dann, wenn es um die Pinkelfrage geht. Doch wie fühlt man sich eigentlich als Batgirl? Oder als Superschurke? Oder als Blutelf? Während Fasching- oder Halloween-Kostüme eher die obligatorische Eintrittskarte zu alljährlichen Sausen sind, ist Cosplay (Kofferwort aus "costume" und "play") ein Hobby, das von seinen AnhängerInnen rund ums Jahr und äußerst ernst betrieben wird. Insofern das in einem Hobbit-Kostüm natürlich geht.
In den 80er-Jahren ist der Trend aus Japan rübergeschwappt. Seitdem basteln sich die RollenspielerInnen ihre aufwendigen Kostüme selbst und "craften" (englisch für "fertigen"), was der Hobbykeller hergibt. Ist das Werk vollbracht, gilt es nicht nur, eine gute Figur zu machen. Wer das Kostümspiel ernst nimmt, hat Charakterzüge und Eigenarten seiner Lieblingsfigur verinnerlicht und schlüpft auch gedanklich ins Kostüm. Dann werden Köche zu Superhelden, Abiturientinnen zu Göttern und Verkäuferinnen zu gefährlichen Superkatzen. Herkunft, Beruf oder Geschlecht spielen keine Rolle mehr. Für einen Tag begegnen sich Menschen in einem Paralleluniversum aus Fantasie und Schaumstoff auf Augenhöhe.
Kindischer Eskapismus? Vielleicht. Fest steht: Wäre J. J. R. Tolkien nie vor dem inneren Auge als Ork oder Hobbit durchs Auenland geflitzt, müsste das Fantasy-Epos "Herr der Ringe" noch erfunden werden.
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