Hätte die Stadt die 10 000 Euro berappt, hätte das Land 5000 draufgelegt. Das hätte Planungssicherheit bedeutet. Aber Detzel gibt nicht so schnell auf. Zweiter Antrag, wieder auf 10 000 Euro, diesmal Mietkostenzuschuss. Das Seenema zahlt 20 000 Euro Miete warm pro Jahr. "Wir haben lange nichts gehört", sagt Detzel über den zweiten Antrag. Vier Monate nach Antragstellung wurde er aufs Rathaus zitiert zum Gespräch mit Weinschenk. "Er hat mir nahegelegt, den Antrag zurückzuziehen", sagt Detzel. Er erklärte dem Bürgermeister, "dass ich, selbst wenn ich wollte, was nicht so ist, den Antrag nicht zurückziehen kann, da ich ihn für die Genossenschaft gestellt habe".
Wegweiser kosten 300 Euro pro Stück
Auch der zweite Seenema-Antrag sollte den Waldseer Weg gehen: durch die nicht öffentliche Sitzung des Gemeinderats. Zur Sicherheit sollten die drei Gemeinderatsmitglieder, die Mitglied der Seenema-Genossenschaft sind, ausgeschlossen werden. Befangenheit. Dabei ist die Mitgliedschaft in der Genossenschaft nur mit finanziellen und sonstigen Nachteilen verbunden.
Seitdem verleihen einige Einwohner Bad Waldsees in Leserbriefen in der "Schwäbischen Zeitung" ihrer Unzufriedenheit über die Intransparenz der Lokalpolitik Ausdruck. Zum Teil ziemlich deutlich. Die Stadtverwaltung, unsicher geworden, fragte beim Kommunalamt nach, ob der Ausschluss der Gemeinderatsmitglieder und der Öffentlichkeit in Sachen Seenema rechtens sei. Ist nicht rechtens. Nun wird in öffentlicher Sitzung über den Antrag verhandelt, auch Journalisten dürfen dabei sein.
Detzel sagt: "Wir sind das einzige kommunale Kino in Baden-Württemberg, das nicht gefördert wird", und fürchtet "dass wir ausgehungert werden". Weinschenk verweist darauf, dass das Kino "bei der laufenden Vermarktung" unterstützt werde. "Wir können nicht einmal in den städtischen Kurkliniken für unser Programm werben", sagt Detzel. "Wenn wir vorschlagen, dass mit Wegweisern aufs Kino hingewiesen wird, heißt es: Könnt ihr haben, pro Schild 300 Euro!"
Detzel geht es mittlerweile nicht mehr allein ums Geld. Förderungen, die nichts mit Waldsee zu tun haben, für gutes Programm, gutes Kinderprogramm und so weiter, bekommt das Kino. Es geht ihm darum, dass "die mal sagen, warum sie so ein Kino wie das Seenema nicht wollen. Und zwar öffentlich, damit die Leute das wissen." Die Intransparenz soll aufhören. Was das Seenema anbelangt. Und, wenn es geht, überhaupt in Bad Waldsee.
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Andreas Praefcke
am 03.08.2018