Dabei besteht der Verein "Neues Kommunales Kino", zu dem sich praktisch alle Filminstitutionen der Region zusammengeschlossen haben, schon seit fast vier Jahren. Bereits 2011 wurde ein detailliertes Konzept für einen Neustart des Kommunalen Kinos vorgelegt. An Selbstbewusstsein mangelte es damals nicht: Das Haus solle sich "in einer zentralen städtischen Position" befinden, über einen großen und zwei kleine Kinosäle und ein "einladendes Foyer" verfügen. Selbst an Gastronomie, Shop und Sichtungsplätze war gedacht worden. Und auch beim Personal wollte man nicht kleinlich sein. 6,5 feste Mitarbeiter nebst einigen Honorarkräften sollten den Laden schmeißen.
Räume, Technik, Personal – alles genau beschrieben. Nur bei den Inhalten zeigte sich das Konzept ziemlich zugeknöpft. "Vermittlung, Interkulturalität, Kontext und Innovation" sollten die vier Säulen der kommunalen Filmarbeit in Stuttgart werden. Zwar wurden diese vier Allerweltsbegriffe bei diversen Workshops diskutiert , doch viel Konkretes ist dabei auch nicht herausgekommen.
Jeder Übergangslösung, von der Stadt, Kinobetreibern oder wem auch immer eingebracht, wurde eine Absage erteilt. "Wir wollen das große Haus jetzt", stellte Markus Merz, Vereinsvorsitzender und Rektor der Merz-Akademie , unmissverständlich klar. Doch irgendwie versandete diese Initiative; wer, wie und was genau die Ursache war, das weiß keiner oder will zumindest niemand so recht sagen.
Stuttgart blieb KoKi-los und das in einer besonders KoKi-reichen Region. Nirgendwo sonst in Deutschland gibt es so viele nicht kommerzielle Lichtspiele wie in Baden-Württemberg. Die leisten sich sogar einen eigenen Landesverband, während man sich anderswo mit der Mitgliedschaft im Bundesverband kommunale Filmarbeit (BKF) begnügen muss.
Mit dem Mannheimer Cinema Quadrat, 1970 gegründet, besitzt das Land eines der ältesten kommunalen Kinos der Bunderepublik. Auch die Häuser in Karlsruhe und Freiburg gehören zur Creme der gemeinnützigen Filmarbeit. Die meisten KoKis tummeln sich freilich in ländlichen Regionen, heißen Guckloch, Kino im Schafstall, Linse oder Klappe 11. Sie machen fast immer eifrig mit im lokalen Vereinsleben, veranstalten Feste, feiern Fasnet; na ja, und Filme zeigen sie natürlich auch. Doch ihre soziale Funktion ist häufig deutlich stärker ausgeprägt als die filmkulturelle.
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Marianne Gassner
am 25.03.2015