In der Nacht des 9. November 1938 ermordeten die Nazis Hunderte von Juden, zerstörten Synagogen und Friedhöfe. Am Ende stand der Holocaust. 81 Jahre danach warnt der World Jewish Congress (WJC) wieder. Die Dachorganisation jüdischer Gemeinden und Organisationen aus mehr als 100 Ländern bezieht sich auf eine repräsentative Umfrage, die folgendes Ergebnis hat: Jeder vierte Deutsche hegt antisemitische Gedanken. 41 Prozent äußern die Meinung, Juden redeten zu viel über den Holocaust. Auch Aussagen, wie Juden hätten zu viel Macht in der Wirtschaft oder trügen die Verantwortung für die meisten Kriege auf der Welt, sind auf relativ große Zustimmung gestoßen.
Die Zahl der gemeldeten antisemitischen Straftaten in Deutschland nahm 2018 gegenüber 2017 um 19,6 Prozent zu. Es waren insgesamt 1799 Delikte. Die Polizeistatistik ordnet die Delikte überwiegend rechtsextremen Tätern zu. In 69 Fällen waren es Gewalttaten gegen Juden, bei denen mehr als 40 Menschen verletzt wurden. 27 Mal wurden jüdische Friedhöfe geschändet. "Der Nährboden für judenfeindliche Taten ist nach wie vor da im Land der Täter", betont Ronald S. Lauder, der Präsident des Jüdischen Weltkongresses. In Deutschland leben rund 200 000 Juden, etwa 96 000 von ihnen sind bei den jüdischen Gemeinden registriert.
In Baden-Württemberg ist die Anzahl antisemitischer Straftaten von 99 (2017) auf 136 im Jahr 2018 gestiegen. Die Steigerung entspricht 37,37 Prozent. Die Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, Barbara Traub, spricht von einer "alarmierenden Zunahme antisemitischer Straftaten in unserem Bundesland".
Einen wachsenden Antisemitismus nehmen 65 Prozent der Deutschen wahr. Diesen bringen sie mit dem Erfolg rechtsextremer Parteien in Verbindung. So erzielte die AfD bei der Landtagswahl in Thüringen am 27. Oktober 23,4 Prozent und wurde zur zweitstärksten Kraft. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, urteilte danach so: "Mit ihrer Stimme haben viele Wahlberechtigte eine Partei unterstützt, die seit Jahren mit ihrer Verharmlosung der NS-Zeit, ihrem offenen Nationalismus und dem von ihr geschürten Hass gegen Minderheiten, darunter auch die jüdische Gemeinschaft, den Nährboden für Ausgrenzung und rechtsextreme Gewalt bereitet."
Höcke bedient antisemitisches Gedankengut
Fakt ist, dass der thüringische AfD-Parteiführer Björn Höcke unterschwellig antisemitisches Gedankengut bedient. So äußerte er sich über den Philanthropen George Soros, einen Milliardär jüdischer Abstammung, der zivilgesellschaftliche Akteure in mehreren Ländern fördert, mit den Worten: "Die EU ist in ihrer heutigen Form nichts anderes als eine neoliberalistische Globalisierungsagentur, die den volkszerstörenden und als pervers zu bezeichnenden Ungeist eines George Soros exekutiert." In rechtsextremen Kreisen wird von Soros ein Bild gezeichnet, das den typischen antisemitischen Stereotypen von der angeblichen Weltverschwörung einer jüdischen Finanzelite entspricht.
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