Die "Annexion" sei in elf Schritten vonstatten gegangen. Darunter: "Bevölkerungsaustausch", Ersetzung der Realwirtschaft durch "Spekulanten" sowie die "tendenzielle Auflösung des Christentums, die durch systematische Islamisierung christlicher Staaten zusätzlich vorangetrieben wird". Nach Einschätzung von Marcus Funk vom Zentrum für Anitsemitismusforschung der TU Berlin hat auch diese Schrift Gedeons, über die Grundlagen einer neuen Politik, eindeutig einen "anitsemitischen Grundton". Weiter schreibt Gedeon: Der potenzielle Gegner der USA wäre ein Deutschland, das zusammen mit Russland ein Gegengewicht gegen den "Amerikanismus" bilden könnte, der, siehe oben, dem "alten jüdischen Glauben" entspringe.
Hier sieht Gedeon auch den Grund für den Kriegseintritt der Amerikaner. So müssen wir uns seiner Meinung nach "von der Mär verabschieden, die US-Amerikaner hätten den Krieg gegen Deutschland geführt, um die Deutschen und Europa vom Faschismus zu befreien", schreibt Gedeon.
Nicht der Angriff der Wehrmacht auf Polen, Frankreich oder die Sowjetunion habe das Eingreifen der USA ausgelöst, noch sei es der Genozid an den europäischen Juden gewesen. Die Amerikaner hätten den Krieg gewollt, so oder so. "Hätte sich damals ein demokratisches Deutschland in gleicher Weise zu einer politischen und wirtschaftlichen Großmacht entwickelt wie das nationalsozialistische: Man hätte außenpolitisch und militärisch nicht anders gehandelt, als man es im Fall Hitler-Deutschlands getan hat", schreibt Gedeon in der nun aufgetauchten Schrift. Nazideutschland – ein Opfer des US-amerikanischen Machtstrebens? Die Kriegsschuldfrage wird damit von Gedeon auf den Kopf gestellt.
Gedeon hat stets bestritten, eine antisemitische Grundhaltung zu haben. Eine Anfrage, wie entsprechende Stellen in seiner Broschüre zu verstehen seien, hat er bis Redaktionsschluss nicht beantwortet. Der thüringische AfD-Sprecher Björn Höcke hat Gedeons Schrift im Dezember 2015 auf Facebook ausdrücklich gelobt und zur Lektüre empfohlen. Höcke würdigte Gedeons Arbeit in einem ausführlichen Beitrag. So verstehe es Gedeon, laut Geschichtslehrer Höcke, "die Lage Deutschlands und Europas – auch im historischen und philosophischen Rekurs – für jeden nachvollziehbar zu entwickeln".
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Rolf Steiner
am 07.07.2016