Beatrix von Storch tut es mit Leidenschaft. Frauke Petry sogar mehrmals täglich – und auch Jörg Meuthen oder Heinrich Fiechtner sind vorne mit dabei, wenn es heißt: twittern, facebooken, posten bis die Tasten qualmen. Lange bevor CDU, SPD oder Grüne im vergangenen Landtagswahlkampf auf den Trichter kamen, wusste die AfD die sozialen Medien zu nutzen wie Selfie-süchtige Grundschüler*innen auf dem Pausenhof. Wer mit den Social Media down ist, generiert Klicks, generiert Likes, generiert Aufmerksamkeit.
Deshalb suchte die AfD Baden-Württemberg im April 2016 nach einer flotten Bebilderung ihrer Facebookseite. Jugendliche Gesichter sollten her, die die Partei sympathisch rüberbringen. Offenbar fand sich nichts Passendes in den eigenen Reihen. Man entschied sich in den Untiefen der digitalen Bilddatenbanken für einen attraktiven, lachenden Jüngling im blauen Pulli, der zustimmend den Daumen zeigt. Mit "Lässig Frau, die ok Daumen hoch Handzeichen" (so der iStock-Titel) fand man das passende weibliche Pendant – eine bildhübsche Grazie mit glitzerndem Ohrring. Auch sie im AfD-blauen Outfit. Jetzt noch schnell beide Models zusammengefügt, das AfD-Logo daruntergesetzt, und schon fordern die beiden kessen Thirtysomethings gemeinsam auf: "Mach mit! Verändere die Politik!"
Sie wirken dabei wie zwei fröhliche Parteisoldat*innen, denen der AfD-Fun aus den Augen spritzt. Und das, obwohl den AfD-Angsthasen die Sorgen ums deutsche Vaterland aus allen Poren quillen – immerhin gilt es, die Islamisierung des Abendlandes zu verhindern, den Gender-Wahnsinn zu stoppen, der Schwulen-Lobby den Stecker zu ziehen und Wirtschaftsflüchtlinge aus Bulgarien oder Rumänien in die Schranken zu schießen, Verzeihung, zu weisen. Der "Mut zur Wahrheit" ist schließlich kein Hubba Bubba – darf aber gerne hübsch aussehen.
Models auf der AfD-Facebookseite
Agenturbilder aus dem Internet zu verwenden, ist in der PR an sich nix Besonderes. Problematisch wird es erst, wenn das Model auf dem Foto in einen pikanten Zusammenhang gestellt wird. Scheidenpilz zum Beispiel. Wenn jemand ein Bild von einem Model verwendet, "das für einen gewöhnlichen Betrachter wenig schmeichelhaft oder über Gebühr kontrovers wirkt (wie etwa Geschlechtskrankheiten)", muss laut der Bildagentur iStock angegeben werden, "dass die Inhalte nur zur Veranschaulichung verwendet werden" und "es sich bei allen ggf. in den Inhalten abgebildeten Personen um Models handelt." Auch bei anderen Agenturen ist es nicht gestattet, Bilder für Pornografie oder politische Unterstützung zu verwenden. Wie die AfD zur Pornografie steht, wissen wir nicht. Dass die beiden Models auf der AfD-Facebookseite jedoch für politische Unterstützung herhalten, ist offensichtlich.
9 Kommentare verfügbar
Rolf Steiner
am 11.06.2016