Der Zivilisationsbruch ist nur ein paar Schritte entfernt, er lauert gleich um die Ecke, er traf Menschen aus der Nachbarschaft, denen man regelmäßig begegnete, deren Verschwinden einem nicht verborgen bleiben konnte. Das sind ein paar der Gedanken, die auftauchen können, wenn man auf Stolpersteine trifft, diese so kleinen wie wirkungsvollen Mahn- und Erinnerungsmale für Menschen aus allen Opfergruppen des Naziregimes, die der Kölner Künstler Günther Demnig seit dem Jahr 2000 in <link https: www.stolpersteine-stuttgart.de _blank external-link-new-window>deutschen Städten (und einige auch im Ausland) verlegt.
Es graust einen immer wieder, etwa angesichts der sieben Steine für die Familie Levi vor ihrem einstigen Wohnort, der Alexanderstraße 81 in Stuttgart. Alle 1941 nach Riga deportiert, Mutter, Vater und fünf Kinder, das jüngste noch ein Baby. Oder beim Stein für die kleine Gerda Metzger in der Stuttgarter Türlenstraße vor dem ehemaligen Bürgerhospital, wo sie ermordet wurde, keine vier Jahre alt. Sie war, leicht geistig und körperlich behindert, eines der Kinder, die in Stuttgart dem Euthanasieprogramm der Nazis zum Opfer fielen (<link https: www.kontextwochenzeitung.de zeitgeschehen vertuschter-kindsmord-432.html _blank external-link>Kontext berichtete). 900 Stolpersteine sind bereits in Stuttgart verlegt, sie sind "ein wachsendes und lebendiges Denkmal", sagt Rainer Redies von der Stolperstein-Initiative Bad Cannstatt.
Doch reicht das auch in Zukunft? Wie kann man in einer Zeit, in der rechte Politiker die Nazizeit als "Vogelschiss" bezeichnen und die Erinnerung an die NS-Verbrechen am liebsten ad acta legen würden, eben dies durch eine lebendige Erinnerung verhindern? Wie kann man überhaupt dafür sorgen, dass Erinnerungskultur nicht zur Routine wird, sondern lebendig bleibt und am besten neue Impulse und Denkanstöße gibt? Auf solche Fragen sollten im Juli 2016 auf einer Open Space-Konferenz der Stolperstein-Initiativen im Stuttgarter Hospitalhof Antworten und Ideen gesammelt werden. Redies und Harald Stingele, Koordinator der Stuttgarter Initiativen, machten dabei mit den SchauspielerInnen Gabriele Hintermaier und Boris Burgstaller gleich Nägel mit Köpfen: Sie initiierten das Projekt Stolperkunst – "als Erweiterung der Stolperstein-Idee", sagt Stingele.
1 Kommentar verfügbar
Andromeda Müller
am 11.11.2018Ich möchte aber auf 2 "unerklärliche" Dinge aufmerksam machen :
1. Warum gibt es in München Stolpersteine nur auf Privatgrund ? Wer verhindert die Verlegung auf öffentlichen Gehwegen etc. ?
Der Jahrestag der…