Jeder Bürger muss rund um die Uhr eine Funk- und Videowanze mit sich tragen, die ständig seinen Standort und seine Kommunikation überträgt. Angenommen, die Regierung würde das beschließen, mit der Begründung, dann könne der Staat sich viel besser um Bedürfnisse seiner BürgerInnen kümmern. Das würde als totalitäre Bespitzelung abgelehnt. Doch eine solche Zwangsverfügung braucht es nicht. Sie ist Realität. Ob im Zug, im Restaurant oder auf der Straße: gebückt schweigende Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die gefesselt auf Bildschirme starren, und an Amazon, Google und Apple, an Versicherungen, die Autoindustrie und Geheimdienste ihre persönlichsten Daten freiwillig abliefern.
Das Data-Mining boomt, und die mobilen Schürfwerkzeuge sind Smartphones und Tablets. Jeder Smartphone-Vorgang und Google-Klick, jeder Facebook-Eintrag und jede Whatsapp-Nachricht wird in Echtzeit von dutzenden Firmen gespeichert, um Personenprofile – digitale Zwillinge – zu erstellen. Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, <link https: www.bundesnetzagentur.de shareddocs downloads de allgemeines presse reden _blank external-link-new-window>führte diesbezüglich Anfang 2017 aus: "Mehr und mehr wird die Hoheit über die Daten zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Einfach ausgedrückt: Wer die Daten hat, hat die Macht." Nicht nur die Industrie will die Daten, sondern auch staatliche Organe für die politische Steuerung der Gesellschaft. Im Koalitionsvertrag der neuaufgelegten GroKo findet sich die hypnotische Formulierung: "Wir streben an, die Freizügigkeit der Daten als fünfte Dimension der Freizügigkeit zu verankern."
Die Infrastruktur für die Datenerfassung zur lückenlosen Überwachung wird gegenwärtig Zug um Zug aufgebaut, mit Smart City, Smart Mobility und Smart Home, Smart School und digitaler Bildung, mit der 5G-Mobilfunktechnologie und freiem WLAN. In der hochentwickelten Smart City sei die gesamte städtische Umgebung mit Sensoren versehen, die sämtliche erfassten Daten in der Cloud verfügbar machen, ist der Definition auf Wikipedia zu entnehmen: "So entsteht eine permanente Interaktion zwischen Stadtbewohnern und der sie umgebenden Technologie. Die Stadtbewohner werden so Teil der technischen Infrastruktur einer Stadt." Das bedeutet: Alle Handlungen eines Bürgers werden lückenlos in Echtzeit erfasst. Alle Daten sollen zentral auf einer städtischen Cloud gespeichert und ausgewertet werden. In diesem Szenario erstellen Algorithmen ein fortlaufend aktualisiertes digitales Profil des Einwohners, der als gläserner Bürger zum kontrollierbaren Datensatz wird.
Dabei vernetzt die sogenannte Smart Mobility Verkehrsangebote, insbesondere in Großstädten. Dazu gehört das autonome Fahren, aber auch die Erfassung aller Verkehrsteilnehmer zur Lenkung der Bewegungsströme. Diese erfolgt unter anderem über WLAN im ÖPNV, in Zügen und über digitale Tickets. Ein weiterer wesentlicher Datenlieferant ist die Wohnung, in der alle Dinge vernetzt sind: Kühlschrank, Waschmaschine, Saugroboter und Rolladen. Smarte Lautsprecher wie Amazon Echo mit Alexa oder Google Home, millionenfach verkauft, übernehmen die Dauerüberwachung und Beeinflussung.
Den digitalen Bildungsplan bestimmt die Wirtschaft
Für das Leben ohne Privatsphäre und die Akzeptanz dieser vollüberwachten Stadt muss der Bürger erzogen werden. Die Bundesregierung plant aktuell mit einem Milliardenaufwand die "Digitale Bildung". Es ist ein Skandal, dass die Plattform "Digitalisierung in Bildung und Wissenschaft" unter Leitung des Bundeswissenschaftsministeriums fast ausschließlich aus Topmanagern der Telekom, Bitkom, VW, Microsoft und SAP besteht. Ganz offen wird die Steuerung der Bildung von der Bundesregierung an Industrievertreter übergeben.
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I. Wagner
am 01.06.2018