Erhard Eppler feilte in den letzten Augusttagen 2010 gemeinsam mit Dieter Spöri, Harald B. Schäfer, Rudolf Schieler und Ernst-Ulrich von Weizsäcker an einem gemeinsamen Aufruf. Die vier früheren SPD-Minister und der anerkannte Wissenschaftler mit Bundestagserfahrung wollten "die Spaltung überwinden", aus Sorge "um den inneren Frieden in der Hauptstadt Baden-Württembergs". In einem Volksentscheid, so ihre Hoffnung, hätten Befürworter und Kritiker die große Chance, die Abstimmung zu gewinnen und danach den Streit zu begraben. Hätten, hatten aber nicht wirklich. Weil führenden GenossInnen der Mut und/oder die Einsichtsfähigkeit fehlte, nach A auch B zu sagen und nicht nur dem Volk die Entscheidung zuzutrauen, sondern selber der Sache noch einmal auf den Grund zu gehen und das Milliardenprojekt in Frage zu stellen.
An Steilvorlagen fehlte es nicht. Nur einen Tag, nachdem "Stern.de" am 7. September die Volksabstimmungs-Idee publik gemacht hatte, kam Infratest dimap mit dem neuen Baden-Württemberg-Trend heraus, der den Grünen für die Landtagswahl im folgenden Frühjahr ein Rekordergebnis von 27 Prozent und der Sozialdemokratie gerade noch 21 Prozent verhieß. Die Zustimmungsrate zu Stuttgart 21 war im Land auf 35 Prozent abgefallen, und beim SPD-Anhang gab es nur noch eine knappe Mehrheit für das Projekt.
Warnschüsse verhallen ungehört
Auch die schrägen Reaktionen anderer Befürworter auf den Plan, das Volk abstimmen zu lassen, hätten den roten Pro-Flügel wachrütteln können. Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) sprach von einer Wende um 180 Grad in Sachen Stuttgart 21 – schade, dass er nicht Recht bekommen sollte. FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke vergriff sich einmal mehr im Ton und nannte den SPD-Landesvorsitzenden und Spitzenkandidaten Nils Schmid einen "verantwortungslosen Politiker, der in keiner Weise taugt, Baden-Württemberg zu führen", sowie die SPD die Partei, die "eine Tradition des Umfallens aus populistischen Gründen etabliert hat".
2 Kommentare verfügbar
Jue.So Jürgen Sojka
am 02.09.2020Jedenfalls hat…