Engen Kontakt zu Roeder hielt das Ehepaar Magdalena und Georg Schrader aus dem südbadischen Steinen nahe bei Lörrach. Schrader gehörte zur SS-Ehrenformation, als der Sonderzug mit Hitler und Mussolini einen Stopp in Hannover machte. Im Hause Schrader weilte zeitweilig in ihrem Todesjahr 1982 die Schriftstellerin Savitri Devi (Jg. 1905), die Begründerin des Esoterischen Hitlerismus. Im Mittelpunkt des Esoterischen Hitlerismus steht Adolf Hitler, der als gottgleiches Wesen verehrt wird.
Trotz bestehenden Haftbefehls kehrte Roeder Anfang 1980 in die Bundesrepublik zurück und wurde Rädelsführer der DA. Versteckt hielt er sich zeitweilig bei Heinz Colditz. Der einstige HJ-Hauptscharführer zählte seit November 1975 zum Abonnentenkreis von Roeders DBI-Rundschreiben und war zugleich auch einer der Finanziers von Roeders Politaktivitäten. Die Gesprächsrunden bei Colditz bildeten den Ausgangspunkt des Terrors der "Deutschen Aktionsgruppen".
Rechtes Netzwerk
Vor dem tödlichen Anschlag auf die Flüchtlingsunterkunft in Hamburg hatten die DA-Terroristen bei Gleichgesinnten in Hamburg-Barmbek übernachtet. Hörnle war derjenige, der das Buch "Der totale Widerstand – Kleinkriegsanleitung für jedermann" gelesen hatte. Die in den 50er Jahren erschienene und bis heute in Neonazi-Kreisen beliebte "Kleinkriegsanleitung" listet unter anderem detaillierte Tipps zum Ausschalten von Wachtposten, zur Herstellung von Sprengstoff, zum Bau von Molotow-Cocktails und Zerstörung von Motorfahrzeugen auf.
Den Wagen zur Anreise in die Hansestadt hatte das Unterstützerumfeld gestellt. Die Terroristen verfügten bei allen ihren Taten über ein personelles Netzwerk. Auch beim Auskundschaften von Asylunterkünften waren ortskundige Kameraden zugegen. Im Januar 1982 gab das Bundesinnenministerium die Zahl der DA-Mitglieder mit mindestens 16 an. Im direkten DA-Umfeld bewegte sich auch Melitta Schubert (geb. Erdmann), Verwaltungsangestellte im Rathaus Sindelfingen. Schubert, Bezieherin der DBI-Rundbriefe, hatte 1979 in der JVA Remscheid den zu lebenslanger Haft verurteilten KZ-Blockführer in Sachsenhausen und SS-Oberscharführer Wilhelm Schubert geheiratet.
Stunden nach dem tödlichen Anschlag in Hamburg hatte der damals 52-jährige Roeder in sein Tagebuch notiert: "Heute hat Deutschlands Befreiung begonnen. Der Funke ist übergesprungen." Weiter hielt Roeder fest: "Festessen mit Syb. und Raym." Nach dem makabren Festessen wurde die Bande am 1. September 1980 verhaftet.
Am 28. Juni 1982 wurde Roeder vom Stuttgarter Oberlandesgericht in Stuttgart-Stammheim als Rädelsführer zu 13 Jahren Haft verurteilt. Wegen guter Führung wurde er bereits 1990 entlassen. Postwendend trat er wieder in rechtsextremen Zusammenhängen in Erscheinung. Colditz musste für sechs Jahre ins Gefängnis. Für Hörnle und Vorderbrügge lautete das Urteil unter anderem wegen Mordes jeweils lebenslang. In einem zweiten Verfahren wurde Vorderbrügge 1984 zu nunmehr zwölf Jahren Haft verurteilt.
Schubert ließ sich vom damals bundesweit bekanntesten Szeneanwalt Jürgen Rieger verteidigen. Wegen Beihilfe beim Brandanschlag in Leinfelden-Echterdingen wurde sie zu zehn Monaten Haft verurteilt. Geläutert wurde Schubert durch die Haftstrafe nicht. So nahm sie am 22. März 1997 an einem Treffen des rechtsextremen "Deutschen Seminars" in der Gaststätte "Poststadion" in Stuttgart teil. Als Referenten waren unter anderem der professorale Anti-Antifa-Stratege Hans-Helmuth Knütter, Theodor Schmidt-Kaler, Erstunterzeichner des rassistischen "Heidelberger Manifestes" und Horst-Rudolf Übelacker, Vorsitzender des geschichtsrevisionistischen "Witikobundes", angekündigt. Vor Ort war auch Jürgen Schützinger, zwischenzeitlich Urgestein der baden-württembergischen NPD.
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Steiner
am 03.09.2020Wer immer noch glaubt, die NSU-Mörder…