Der SWR-Film <link https: www.swrfernsehen.de das-jahr-ohne-sommer-wie-der-cannstatter-wasen-entstand id="2798/did=22239866/nid=2798/cmx4vn/index.html" external-link-new-window>"Das Jahr ohne Sommer – Wie das Cannstatter Volksfest entstand" ist im Fernsehen ausgestrahlt worden und wird bis 3. Oktober im Stuttgarter EM-Kino öffentlich gezeigt, im Rahmen der Festtage "200 Jahre Cannstatter Volksfest". Das mit 350 000 Euro ausgestattete Budget für diesen Film, produziert von der AV Medien Film und Fernsehen GmbH, wurde verwendet etwa für Außenaufnahmen im Marbacher Haupt- und Landgestüt. In Buttenhausen ist nicht gefilmt worden. Ein Film über die Juden dieses Lautertaldorfes, die in der sogenannten "Laichinger Hungerchronik" unschuldig des Wuchers in der Hungers- und Teuerungszeit 1816/17 verdächtigt worden waren, wäre von Seiten der Fernsehmedien längst überfällig, als Ehrenrettung und Entschuldigung zugleich. Doch nichts davon erfüllt dieser neue Film – im Gegenteil.
Vor 30 Jahren sind meine Recherchen im Rahmen eines Symposium mit Wissenschaftlern aus Hamburg, Göttingen und Baden-Württemberg im Münsinger Rathaus bestätigt worden: Die "Laichinger Hungerchronik" ist eine Fälschung. Heute muss man sich allerdings fragen, wer sie zu neuem Leben erwecken will. Denn wenn man eine Dokumentation des SWR-Fernsehens – 2017 zuerst auf "Arte" ausgestrahlt – und eine Neuerscheinung des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg für bare Münze nimmt und die aktuelle "200 Jahre Volksfest"-Sendung hinzuzählt, kann man zu diesem Schluss kommen. Aber der Reihe nach.
Ende September 2017 zeigte "Arte" und Ende Februar 2018 das SWR-Fernsehen den Film "Der Vulkan, der die Welt veränderte" ("Tambora - l'éruption qui a changé le monde"). Der Vulkanausbruch des Tambora im fernen Indonesien 1815 sei Mitursache der hiesigen Wetterkapriolen 1816 und der Notzeit 1816/17 gewesen, so die Kernaussage dieses Films. Drehbuch und Regie: Florian Breier und Elmar Bartlmae. Letzterer ist auch Geschäftsführer der Leonardo Film GmbH in Oldenburg, die im Auftrag des SWR (Redaktion: Martin Schneider) und in Zusammenarbeit mit "Arte" den Streifen produzierte, gefördert von der Filmförderung Baden-Württemberg und der Nordmedia Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen-Bremen. Der Film enthält folgende Sequenz über das Hungerjahr 1816/17: "Die frühen Anzeichen einer schlechten Ernte hatten einige Kaufleute erkannt und waren auf der Suche nach einem guten Geschäft von Dorf zu Dorf gezogen. Auf der Schwäbischen Alb waren die Menschen sehr fromm ... Viele Bauern verkauften deshalb ihre Vorräte und glaubten an einen guten Handel. Doch es waren die Kaufleute, die profitierten. ... Sie wurden reich, sehr reich und bei der Bevölkerung verhasst – Kornwucherer genannt."
Bis heute baut man auf Erlogenem auf
Diese Filmsequenz, die ja angeblich auf der Schwäbischen Alb angesiedelt sein soll, wurde im fränkischen Freilichtmuseum Wackershofen gedreht. Mit dem eingeblendeten Bild – einen angeblichen Kornwucherer darstellend – gibt der Film zu erkennen: Der Kornwucherer war ein Jude.
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Andrea Boysen
am 10.10.2018