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Sanierung oder Abriss

Bund will teuer und klimaschädlich bauen

Sanierung oder Abriss: Bund will teuer und klimaschädlich bauen
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Im Freiburger Stadtteil Waldsee kämpfen Mieter:innen für den Erhalt ihrer drei Häuser. Die gehören dem Bund, und der möchte abreißen und neu bauen. Dabei sind die Wohnungen in einem guten Zustand.

Viele historische Gebäude rund um Freiburg tragen seine Handschrift: "Ich saniere seit 40 Jahren Gebäude, und das ziemlich erfolgreich", sagt der Altbausanierer Willi Sutter. Einige wären ohne ihn abgerissen worden, etwa der 280 Jahre alte Meierhof im Osten der Stadt. Gutachter hatten den Abriss empfohlen, auch das Denkmalschutzamt war einverstanden. Nicht aber Willi Sutter. Er rettete den Hof, der zur Klosteranlage Kartause gehörte.

Eine solche Rettung erhofft sich nun eine Mieter:innen-Initiative aus neun Familien im Freiburger Stadtteil Waldsee, die für den Erhalt ihrer Wohnungen kämpft. Im Gegensatz zum Meierhof sind die Häuser allerdings nicht marode – das wird beim Vor-Ort-Termin in der August-Ganther-Straße deutlich. Im Gegenteil, Sutter gerät ins Schwärmen: "Massives Fischgrätparkett, massive Türen, sanierte Bäder, Solaranlagen auf dem Dach, sanierte Heizungsanlagen im Keller." Obendrein sind die Wohnungen mit zehn Euro pro Quadratmeter bezahlbar, obwohl es sich nicht um Sozialwohnungen handelt und die Lage äußerst attraktiv ist. Eine ruhige Straße mit Blick auf die Ausläufer des Schwarzwalds, die aber trotzdem nicht allzu weit von der Innenstadt entfernt ist. Es sind nur wenige Meter zur Dreisam auf der einen und zur Straßenbahn auf der anderen Seite. Die Wohnungen sind gut in Schuss und wurden nicht vernachlässigt.

Aber es droht Unheil: Die Eigentümerin, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), möchte die Häuser der August-Ganther-Straße 5, 7 und 9 abreißen. Im Frühjahr oder Sommer 2026 will sie damit anfangen, im Herbst 2028 sollen die neuen Häuser fertig sein. 2.600 Quadratmeter zusätzlicher Wohnraum soll damit geschaffen werden, der Wohnungsmix soll laut BImA aus Zwei-, Drei-, Vier- und Fünf-Zimmer-Wohnungen bestehen, der Mietpreis bezahlbar bleiben.

Das gefällt den Altmieter:innen nicht. Maria Vollmer und Urs Egger haben in ihre großzügige 120 Quadratmeter große Wohnung geladen, in der zwei Enkelkinder quasi mitwohnen. Egger wohnt hier seit 27 Jahren, will nicht weg und hat gute Kontakte, wie sich beim Besuch vor Ort zeigt. Im Esszimmer sitzen neben Altbausanierer Willi Sutter die langjährige ehemalige Fraktionsvorsitzende der Grünen im Freiburger Gemeinderat und Rechtsanwältin Maria Viethen, zwei aktuelle Gemeinderät:innen der Grünen und der Fraktion "Eine Stadt Für Alle", ein Politiker der Linkspartei, eine Vertreterin des Bürgervereins Oberwiehre-Waldsee und einige mehr. Man rüstet sich für die Auseinandersetzung mit der Bundesanstalt.

Hauptmotiv gegen den Abriss: Klimaschutz

"Wir haben hier Kinder, Jugendliche und Enkelkinder. Wir tragen eine große Verantwortung als Mieter:innen für kommende Generationen. Ein Abriss und Neubau wäre ein Klimakiller ersten Grades", sagt Urs Egger. Dabei wolle man die Stadt bei ihrem Plan, bis 2035 klimaneutral zu werden, unterstützen", erklärt er. Damit ist er auf Linie von Sutter, der seit den 1980er-Jahren Altbauten saniert. "Der Bestandserhalt ist einer der wesentlichen Faktoren beim Klimaschutz. 40 Prozent des CO2-Ausstoßes weltweit kommen vom Bauen." Für die August-Ganther-Straße hat Ingenieur Wilhelm Stahl errechnet, wie viel mehr durch Abriss und Neubau im Vergleich zu Sanierung und Aufstockung freigesetzt würde. Er kommt auf über 700 Tonnen CO2. "Damit könnte man die Gebäude 50 bis 80 Jahre lang heizen", veranschaulicht Stahl.

Um wie die BImA auch bei der Sanierung mehr Wohnfläche zu schaffen, plant Willi Sutter, die Garagengebäude, die sich neben den Wohnhäusern befinden, um eine Wohn-Etage aufzustocken. Das Stadtplanungsamt als zuständige Bauaufsichtsbehörde stellt sich allerdings quer. "Mit der Aufstockung der Garagengebäude würden diese für die Wohnnutzung erweitert. Die Wohnnutzung würde in die rückwärtige 2. Reihe erweitert werden. Dies ist in der näheren Umgebung nicht vorhanden. Unter Einhaltung der städtebaulichen Ziele wäre das Einfügen gemäß § 34 BauGB nicht gegeben," erklärt das Amt auf Anfrage. Der Verweis auf das sogenannte Einfügungsgebot, das greift, wenn für ein Gebiet kein Bebauungsplan existiert, erstaunt. Die Bebauung der Straße und auch der rückwärtigen Häuser ist sehr heterogen. Eine Aufstockung der Garagen würde kein einheitliches Straßenbild stören.

Cornelia Haas aus dem Team von Sanierer Willi Sutter hat selbst in einer Baurechtsbehörde gearbeitet und ist verwundert. Man könne vom Einfügungsgebot abweichen, wenn die Nutzungsänderung Wohnzwecken diene, erklärt sie. Zudem verweist sie darauf, dass die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg erst vor einiger Zeit den vorbildhaften Charakter von aufgestockten Garagen hervorgehoben hat. Im Rintheimer Feld im Karlsruher Osten stockte die städtische Wohnungsbaugesellschaft "Volkswohnung" drei Garagenanlagen auf und schuf so Wohnraum für Studierende, Auszubildende und Alleinstehende. Für Willi Sutter ist es keine baurechtliche, sondern eine politische Frage, ob die Aufstockung von Garagen möglich ist. "Wenn Freiburg sein Ziel erreichen will, bis 2035 klimaneutral zu sein, dann muss die Stadtplanung auch mal überlegen, wie sie vorgeht."

Die Stadt Freiburg bemüht sich auf Kontextanfrage, argumentativ einer Green City zu entsprechen: Sie habe nichts gegen die Aufstockung von Garagen, schreibt sie. Allerdings gehe es bei der Neubebauung auch um "das Freihalten und Verfügbarmachen des rückwärtigen Frei- und Grünraums für die Bewohner*innen. Der Erhalt und Schutz der Freifläche ist im Zusammenhang der zunehmenden Hitzebelastungen am Tag und in der Nacht wichtig. Der Freiraum dient als privater Entlastungsraum mit Schattenplätzen tagsüber gegen die Hitze. In der Nacht übernehmen die Bäume und Pflanzen die Funktion der Nachtauskühlung und führen damit zu einem gesunden Wohnklima."

Anpassung an die voranschreitende Klimakrise und ein möglichst gutes Binnenklima für die Anwohner:innen ist richtig und wichtig, aber wie schaut es bei der Stadt aus, selbst möglichst wenig CO2 zu emittieren? 2023 hat die Freiburger Stadtbau für die Quartiersentwicklung im Stadtteil Metzgergrün von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen das Erschließungszertifikat in Platin erhalten. Dort ist die städtische Wohnungsbaugesellschaft dabei, ein altes Arbeiterviertel mit sehr günstigen Mieten abzureißen, um neu zu bauen. Der CO2-Ausstoß durch Abriss und Neubau spielte für das Nachhaltigkeitszertifikat keine Rolle.

Billiger ist der Neubau auch nicht

Der Klimaschutz steht zwar im Mittelpunkt der Argumentation der Mieter:innen in Freiburg Waldsee. Willi Sutter macht aber auch wirtschaftliche Aspekte geltend. In der Ausschreibung für den Neubau in der August-Ganther-Straße schreibt die BImA: "Aufgrund der Unwirtschaftlichkeit der Sanierung oder ggf. Aufstockung der Bestandsgebäude hat die BImA sich dazu entschlossen, alle drei Wohngebäude zugunsten von barrierefreien, flächen- und energieeffizienten Wohngebäuden abzureißen und – in einem städtebaulich vertretbaren Maß – durch eine Vergrößerung des Gebäudefußabdrucks neu zu errichten."

Willi Sutter kommt auf ganz andere Ergebnisse. Für die Sanierung der bestehenden Gebäude inklusive Dachausbau beziehungsweise Aufstockung und die Aufstockung der Garagen setzt er neun bis zehn Millionen Euro Kosten an. Selbstbewusst erklärt er: "Das sind verifizierte Zahlen, die auch gerichtsfest sind." Den Neubau der BImA dagegen hat er mit 12 bis 14 Millionen Euro veranschlagt. Und da sind die Kosten für die Tiefgarage, die die Bundesanstalt errichten will, noch gar nicht mitgerechnet. Sutters Prognose passt zu den Angaben der BImA, die auf Nachfrage erklärt, mit einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag zu kalkulieren.

Selbst ohne die derzeit abgelehnte Aufstockung der Garagen bieten die Pläne der Bundesanstalt nur wenig mehr Wohnfläche als Altbausanierer Willi Sutter. Die Miete, so die BImA, soll bei zehn Euro pro Quadratmeter bleiben. Sutter: "Jetzt soll mir mal einer erklären, wie der Neubau wirtschaftlicher sein kann, wenn die gleiche Miete verlangt wird, aber die Baukosten wesentlich höher sind. Die BImA gibt Bundesgelder aus und rechnet nicht." Hier sehen die Mieter:innen ein weiteres Argument für ihren Kampf gegen die Abrisspläne.

Bei diesem Kampf helfen soll Ex-Stadträtin Maria Viethen als Rechtsanwältin mit einer mietrechtlichen Einschätzung zu Verwertungskündigungen. Die müsste die Bundesanstalt vor dem Abriss aussprechen, sofern die Bewohner:innen nicht freiwillig ausziehen. Viethen verweist auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) im Jahr 2011. Dort erhielt eine Mieterin, die gegen ihre Verwertungskündigung klagte, nicht Recht, weil laut BGH der Wohnblock in einem schlechten Zustand war und nicht den heutigen Wohnvorstellungen entsprach. Diese Gründe – das wird beim Gang durch die Wohnungen in der August-Ganther-Straße klar – passen hier nicht. "Ich denke, die Sache ist eigentlich relativ klar, und das weiß auch die BImA", sagt Maria Viethen.

Das Interesse der Mieter:innen, in der August-Ganther-Straße zu bleiben, dürfte auch deshalb groß sein, weil ihre Wohnungen besonders groß und damit eine Rarität auf dem Freiburger Wohnungsmarkt sind. Neun Familien wohnen aktuell hier. Gerade kinderreiche Familien finden in Freiburg schwer eine passende Wohnung. Zieht man den Vergleich zu Sozialwohnungen, sind die hiesigen, bis zu 150 qm großen Wohnungen selbst für eine fünfköpfige Familie mehr als großzügig bemessen.

Abriss von Wohnungen droht an vielen Orten

Der drohende Abriss ihrer Wohnungen ist nicht nur Thema der Mieter:innen in der August-Ganther-Straße. "Das passiert in der ganzen Stadt", erläutert Willi Sutter, der ankündigt, mit Veranstaltungen in die Stadtteile gehen zu wollen, um das Thema grundsätzlich zu diskutieren. Wer wenige Tage vor der Wahl den Blick vom Lokalen zum Nationalen richtet, kann feststellen, dass eine Wende bei Abriss und Neubau wohl eher nicht vom Bund ausgehen wird. Von den größeren Parteien äußern sich lediglich Grüne und Linke in ihren Wahlprogrammen zum Bestandserhalt: "Der Umbau bestehender Gebäude muss attraktiver werden als Bestehendes abzureißen und neu zu bauen", erklären die Grünen. Die Linkspartei geht noch etwas weiter: "Ein Abriss soll nur noch dann erlaubt sein, wenn die Gebäudesubstanz nicht mehr zu retten ist oder wenn durch Neubau ein Vielfaches des bisherigen Wohnraums entsteht."

Im konkreten Freiburger Fall könnten die Gerichte der BImA tatsächlich aufgrund der Unsicherheit, ob Verwertungskündigungen haltbar wären, den Abriss nicht erlauben. Dann, so Willi Sutter, müsse die Botschaft klar sein: "Kein Mieter steht allein vor Gericht, sondern hat eine engagierte Bürgerschaft im Rücken, die auch die materiellen Risiken mitträgt." Für ihn sei diese Solidarität der Schlüssel zum Erfolg. "Denn nur wenn die Mieter diese breite Unterstützung spüren, können sie die vorhandenen rechtlichen Möglichkeiten selbstbewusst nutzen. Gemeinsam sind wir stark genug, um eine ökologisch nachhaltige und sozial gerechte Lösung für die August-Ganther-Straße durchzusetzen." Wenn die detaillierte Analyse, wie wirtschaftlich eine Sanierung ist, die Kündigung der Mieter:innen verhindert, kann dieser Fall für andere Kämpfe um den Erhalt von älteren Häusern beispielgebend sind. Erfolg werden die Kämpfe nicht überall haben. Im Freiburger Metzgergrün etwa leben überwiegend ärmere Menschen, die wahrscheinlich weniger Kontakte in gehobenere Kreise haben – anders als Urs Egger kennen sie dort einen Willi Sutter nicht schon ewig.

Thema Wohnungsbau in den Wahlprogrammen

Kontext dokumentiert bis zur Bundestagswahl – im Zusammenhang mit eigener Berichterstattung – einschlägige Positionen der Parteien.

SPD: Wir stärken … den privaten Wohnungsbau, indem wir unter anderem durch einen weiteren Bürokratieabbau gute Rahmenbedingungen für private Investitionen setzen. ... Wir wollen die Investitionen in den sozialen Wohnungsbau auf hohem Niveau stärken und verstetigen. Wir werden künftig staatliche Bedarfsprognosen nach Regionen differenzieren. (...) Über den Deutschlandfonds werden wir Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften mit dem nötigen Eigenkapital versorgen und damit den Wohnungsbau ankurbeln. (...) Wir streben an, die finanziellen Anreize für den Bau von neuen Wohnungen nach den Bedingungen der Wohngemeinnützigkeit mit einem Investitionskostenzuschuss weiterzuentwickeln. (…) Um eine soziale und demografische Stabilität in den Gemeinden zu gewährleisten, sollen außerdem Einheimischen-Modelle und Konzeptvergaben bei der Vergabe von Bauland gestärkt werden. Einheimischen-Modelle ermöglichen es Kommunen, ortsansässigen Familien und Personen vergünstigtes Bauland anzubieten.

CDU: Bauen und Wohnen wieder bezahlbar machen. Dazu entschlacken wir das Bauordnungs- und Raumordnungsrecht grundlegend und reduzieren die Vorschriften spürbar und verantwortungsbewusst. … Mit dem Gebäudetyp E – wie „Einfach“ – schaffen wir die Voraussetzungen für kostengünstigeres, aber sicheres Bauen. Mit einer befristeten Sonderregelung für angespannte Wohnungsmärkte erlauben wir bei Wohnungsbauvorhaben Ausnahmen vom geltenden Planungsrecht. (…) Wohnungsbauförderung wirksam machen. Dazu konzentrieren wir die Förderung auf den Geschosswohnungsbau in angespannten Wohnungsmärkten. Mit einer deutlich höheren, zeitlich befristeten Sonderabschreibung für den bezahlbaren Wohnraum geben wir dem Neubau einen Kickstart. Dies ergänzen wir durch eine wirkungsvolle degressive Abschreibung. (…) Den Traum von den eigenen vier Wänden ermöglichen. Mehr Bauland und niedrige Baukosten helfen Familien bei der Eigentumsbildung. Die bestehenden Förderprogramme, wie zum Beispiel die Zinsverbilligungsprogramme der KfW, richten wir neu aus, indem wir die Einkommensgrenzen anheben und den Kauf von Bestandsimmobilien einbeziehen. Den bestehenden Energieeffizienzstandard EH55 für Neubauten behalten wir bei und machen ihn wieder förderfähig.

Grüne: Wir wollen den Kauf und den Neubau des ersten, selbst genutzten Wohneigentums sowie den Umbau leer stehender Wohnungen und Ausbauten zu günstigem Wohnraum stärker und sozial gerecht fördern. Damit unterstützen wir vor allem junge Familien durch zinsgünstige staatliche Kredite. Insbesondere sollen dabei die energetische Sanierung leer stehender Wohnungen, die Teilung von untergenutzten Einfamilienhäusern sowie Ausbauten für die Bereitstellung zusätzlichen Wohnraums gefördert werden. Wir entlasten bei den Nebenkosten wie den Makler- und Notargebühren. Eine Wohnungsbauprämie, deren Höhe mit der Inflation steigt und die an den Klimaschutzzielen ausgerichtet ist, erleichtert auch Menschen mit geringem und mittlerem Einkommen den Zugang zu Wohneigentum. Steuerschlupflöcher bei Immobiliengeschäften, etwa über sogenannte Share Deals, sind zu schließen. Gleichzeitig stärken wir das Vorkaufsrecht von Kommunen im Ertragswertverfahren und den Milieuschutz. Den sozialen und gemeinnützigen Wohnungsbau unterstützen wir, indem im Bund die Fördermittel für sozialen Wohnungsbau erhöht werden. Gemeinnützige und genossenschaftliche Wohnungsunternehmen wollen wir besonders unterstützen.

FDP: Wir beschleunigen Genehmigungsverfahren, schaffen überflüssige Umweltgutachten ab und geben dem Wohnungsbau Vorrang. Mit einheitlichen Anforderungen und bundesweiten Genehmigungsstandards bringen wir das serielle Bauen voran. Wir werden überzogene Bau-Auflagen abbauen und auf sinnvolle Mindeststandards bei Gebäudeenergie, Brand- und Gesundheitsschutz sowie Statik reduzieren. Der von uns auf den Weg gebrachte Gebäudetyp E sollte eine Blaupause für die Entrümpelung des Baurechts sein. (…) Neben der Nachverdichtung und Aufstockung vereinfachen wir auch die Ausweisung neuer Bauflächen. Reagiert die Behörde nicht fristgerecht, gilt der Bauantrag als genehmigt. (...) Digitale Gebäudemodelle (BIM) machen wir durch einheitliche Standards und Schnittstellen zum neuen Planungsstandard. (…) Wir wollen, dass Deutschland eine Eigentümernation wird: Dafür senken wir die Hürden. Mit einem Grunderwerbsteuerfreibetrag von 500.000 EUR für die erste selbst genutzte Immobilie von natürlichen Personen erleichtern wir den Zugang zu Eigentum. Für Familien erhöht sich dieser Freibetrag für jedes Kind um 100.000 Euro.

AfD: Ausufernde gesetzliche Vorgaben zum Bau- und Mietrecht, wie das sogenannte Heizungsgesetz, behindern die Erstellung preiswerter Wohnungen. Wir werden den Wohnungsbau von diesen Fesseln befreien, damit sich in Zukunft jeder Bürger eine Wohnung oder ein Haus leisten kann. (...) So sind die Grunderwerbsteuer für Selbstnutzer, die Grundsteuer und der Rundfunkbeitrag (GEZ) aufzuheben, sowie die Grunderwerbssteuer für ausländische Käufer mit Hauptwohnsitz außerhalb der EU auf 20 % zu erhöhen, so wie in Österreich. Ideologiegetriebene Kosten wie EEG-Umlage, CO₂-Steuer und das Gebäudeenergiegesetz (GEG) werden wir abschaffen. Zur Förderung der Eigentumsbildung werden wir einen Rahmen schaffen, in dem Mieter ihre Wohnungen von öffentlichen Wohnungsbauunternehmen zu vergünstigten Bedingungen erwerben können. Wohnungsbaugenossenschaften sollen bei der Vergabe von öffentlichen Grundstücken bevorzugt werden. Bei der Vergabe von Wohnbaugrundstücken und Wohnraum sind Einheimische nach dem Einheimischen-Modell zu bevorzugen.

Die Linke: Wir wollen 20 Milliarden Euro im Jahr in gemeinnützigen Wohnraum investieren.(...) Gemeinnütziger Wohnraum hält die Miete bezahlbar.(…) Wir wollen die neue Wohngemeinnützigkeit zum Instrument machen, um mittelfristig einen Anteil von 30 Prozent gemeinnütziger Wohnungen zu erreichen. Mit Steuerbefreiungen und Bevorzugung bei Fördermitteln und öffentlichen Grundstücken wollen wir starke Anreize dafür schaffen, sich am Aufbau eines gemeinnützigen Wohnungsmarktsektors zu beteiligen, in dem sich die Mieten an den realen Kosten orientieren und die Profite gedeckelt werden. Die Baukrise ist die Zeit der öffentlichen Hand: Gemeinnützige Wohnungsunternehmen müssen durch Förderprogramme gestärkt und endlich gegenüber renditeorientierten Investoren und Wohnungskonzernen bevorzugt werden. Öffentliche Förderung soll es nur für gemeinnützigen Wohnungsbau geben. Kommunen sollen ein Vorkaufsrecht auf alle Grundstücke bekommen.

BSW: Der gemeinnützige Wohnungsbau muss gestärkt werden. Größere Teile des Wohnungsmarktes müssen wieder den Regeln der Gemeinnützigkeit unterliegen, gemeinnützige und kommunale Wohnungsbauunternehmen sollten zinsvergünstigte Kredite erhalten und ein großes Wohnungsbauprogramm auflegen. Dort, wo Sozialwohnungen entstehen, muss die Sozialbindung dauerhaft gelten. Notwendig ist auch die Beschleunigung von Bauvorhaben, etwa durch die Vereinfachung von seriellem Bauen und die Einführung eines vereinfachten Genehmigungsverfahrens für sozialen Wohnungsbau. In Bund, Ländern und Kommunen befürworten wir Initiativen zur strengeren Regulierung der Umwandlung von Wohnungen in gewerbliche Ferienwohnungen sowie gegen den Leerstand von Wohnraum. (…) Zur Dämpfung der Baukosten müssen überzogene Bauvorschriften auf den Prüfstand gestellt werden. Leistungslose Gewinne privater Grundeigentümer, die durch planungsbedingte Wertsteigerungen entstehen, sind mindestens teilweise abzuschöpfen.

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2 Kommentare verfügbar

  • Rainer Rau
    am 25.02.2025
    Antworten
    Eigentlich logisch, denn wer hat schon mal von einer effektiven Lobby von Mietern, die bezahlbare Wohnungen benötigen, gehört?
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