Als Journalist Daniel Streib die Villa besucht, steht ein Mittelklassewagen davor, zugelassen im Kreis Calw. Björn S. ist in Vaihingen aufgewachsen, der Vater ist laut Handelsregister in Bad Liebenzell, Kreis Calw, gemeldet. Vater und Sohn haben gemeinsame Firmen im Bereich Immobilien und Juristerei.
Die Firmenadresse liegt in Neu-Isenburg. Dort im Forsthausweg besitzt Björn S. ein vergleichsweise einfaches Einfamilienhaus. Ein Briefkasten für die Einliegerwohnung verweist auf den Mann der Kryptoqueen. Er wohne schon länger nicht mehr hier, er hole nur ab und zu die Post, erzählt eine Nachbarin und erinnert sich: "Frau Ignatova kam am Wochenende mit dem Taxi und hatte ihr Köfferchen dabei." Das sei aber vor der Zeit mit OneCoin gewesen.
Gegenüber dem Karlsruher Reporter hält sich Björn S. bedeckt. In einem langen Telefongespräch weicht er konkreten Fragen aus ("Wenn Sie verheiratet sind, überweist Ihre Frau Ihnen vielleicht ja auch mal was.") oder verweigert die Antworten. Wie im Falle der ehemaligen Quandtschen Villa: "Dazu sage ich nichts." Gleiches gilt für die Frage, ob er noch mit ihr verheiratet ist.
Kennengelernt haben sich Björn S. und Ruja Ignatova beim Studium in Konstanz, geheiratet haben sie Ende 2010. Die gebürtige Bulgarin, die am Schramberger Gymnasium Abitur gemacht hatte und von der Konrad-Adenauer-Stiftung gefördert worden war, arbeitete nach ihrer Promotion als McKinsey-Beraterin in ihrer Heimat. Dann kam sie zurück nach Deutschland und kaufte mit ihrem Vater Plamen Ignatov eine insolvente Gießerei in Waltenhofen im Allgäu. Die Verträge hatte ihr Ehemann Björn S. ausgearbeitet und unterschrieben. Die Gießerei hat Ignatova geplündert, wofür sie 2016 vom Amtsgericht Kempten zu 14 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt wurde.
Die Informantin "Margot McGee" wunderte sich im März 2021, dass gegen Björn S. kein Verfahren laufe. Sie behauptete, er sei von Anfang an intensiv bei der Entstehung von OneCoin beteiligt gewesen und habe Zugriff auf "Beträge in dreistelliger Millionenhöhe". 14 Monate nach diesem Hinweis berichtete die "Neue Rottweiler Zeitung", dass die Staatsanwaltschaft Darmstadt tatsächlich gegen Björn S. ermittelt.
Seit Mai 2023 liegen nun die Ermittlungsergebnisse beim Landgericht Darmstadt. Dort prüft das Gericht seither, ob die Anklage tatsächlich zugelassen wird, also ein hinreichender Tatverdacht besteht. Auf Nachfrage erklärte ein Sprecher im November 2024, es sei nicht ausgeschlossen, dass im Falle der Eröffnung des Hauptverfahrens Verhandlungstermine für das zweite Quartal 2025 bestimmt würden. Diese Entscheidung könne im ersten Quartal fallen. Bei einer Verurteilung drohen Björn S. bis zu fünf Jahre Haft.
Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt den Daumen auf der Villa in Bad Homburg. Auf Nachfrage bestätigt Oberstaatsanwalt Robert Hartmann zwar nicht den Namen des Angeschuldigten – Datenschutz. Aber er könne mitteilen, "dass wir in der Strafsache gegen einen Rechtsanwalt eine Sicherungshypothek zu Gunsten des Landes Hessen in das Grundbuch haben eintragen lassen. Die Maßnahme dient der Vermögenssicherung für eine mögliche spätere Vermögensabschöpfung". Fraglich ist, ob das den allein in Deutschland etwa 60.000 geschädigten OneCoin-Investoren etwas bringt. Staatsanwalt Hartmann meint dazu, ob im Falle einer Verurteilung Geschädigte Ersatz erhalten, könne "aktuell noch nicht beurteilt werden".
Plötzlich taucht Ehemann Nr. 2 auf
Zurück zur Frage, ob Björn S. noch mit Ruja Ignatova verheiratet ist. Die ist insofern interessant, als jüngst ein Ehemann Nummer zwei aufgetaucht ist. Im Internet findet sich eine Heiratsurkunde, laut der ein Daniel Dabek die OneCoin-Erfinderin am 5. Mai 2017 in Baumholder in Rheinland-Pfalz geehelicht haben will.
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