Quade wird noch einige Monate zwischen der Zelle und dem Stuttgarter Gerichtssaal hin und her geführt werden. Seine beiden Spezis aus der OneCoin-Szene haben inzwischen andere Wege eingeschlagen.
Die Frau, mit der Quade über angeblich befreite Kinder fabuliert hat, Nelia Müller, findet man vielfach im Internet. Einen offenbar älteren Eintrag gibt es bei Xing, wo sie sich mit "Inhaberin, Master, Conligus World" vorstellt. Conligus? Das war ein Multilevel Marketing System, das einst drei Brüder, die Steinkeller-Brüder aus Südtirol, erfunden hatten, bevor sie bei OneCoin groß einstiegen sind. 2015 brach Conligus – wie bei Schneeballsystemen üblich – zusammen, die Reste nahmen die Steinkeller-Brüder mit zu OneCoin. Auch Nelia Müller. 2016 und 2017 trat sie bei einem "Intensivworkshops" für OneLife in Linz und Potsdam auf. Im Netz findet man sie heute als "Körperflüsterin" im österreichischen Gmünd.
Die Spur führt nach Südafrika
Ein weiterer unermüdlicher Kumpan von Quade ist Martin Mayer, der Liechtensteiner Finanzspezialist, mit dem der gescheiterte Propagandaminister das Buch "Cash Killer" verfasste und in Videos für OneCoin warb. Das Buch ist inzwischen aus dem Netz verschwunden, Mayer nicht. Er tritt mit einem Spross des österreichischen Hochadels, Carl Albrecht Waldstein, auf und versucht, "DGRX Token" an den Mann und die Frau zu bringen.
Damit wollen die Herrschaften Geld für eine angeblich revolutionäre Erfindung des Carl Albrecht Waldstein einsammeln: Eine Anlage, die mit Hilfe von Sonnenenergie Salzwasser in Süßwasser verwandeln soll. "DesertGreener" nennt sich das. Die Token zur Finanzierung werden im Multi-Level-Marketing verkauft. Da kennt sich Mayer ja aus. Schon OneCoin baute auf diesem Pyramiden-Verkaufssystem auf. Dass der Token von DesertGreener den rechtlichen Anforderungen entspricht, bestätigte den Machern übrigens die Hamburger Anwaltskanzlei von Stephan R. Schulenberg und André Schenk. Die hatte schon 2015 Ruja Ignatova bestätigt, dass deren OneCoin-Vertriebssystem kein System der Progressiven Kundenwerbung im Sinne von § 16 Abs. 2 UWG sei (gemeint ist ein Schneeballsystem).
Und was ist mit Ruja Ignatova? Ruja Ignatova bleibt verschwunden. Die fünf Millionen Dollar, die das FBI für ihre Ergreifung ausgelobt hat – auch sie haben keine neuen Hinweise erbracht. Die jüngsten Spuren führen nach Südafrika. Für den WDR hat sich Johan von Mirbach dort auf Spurensuche begeben. In Kapstadt leben etliche bulgarische Mafiosi, Ignatovas Bruder Konstantin war 2018 dort, also nach ihrem Verschwinden 2017. Auch das Landeskriminalamt in Düsseldorf hat Hinweise auf Südafrika. Doch ein kürzlich aufgetauchtes Gerücht, Ignatova sei dort von Interpol festgenommen worden, hat die LKA-Sprecherin Tanja Dässler nach "Rücksprache mit allen hier involvierten Stellen nicht bestätigen" können.
Änderungshinweis: Wir haben am 27. Juni 2025 zwei Sätze im vorletzten Absatz, die sich auf die Bewertung von DesertGreener durch die Hamburger Anwaltskanzlei von Stephan R. Schulenberg und André Schenk beziehen, leicht geändert.
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