Auf den ersten Blick klingt alles prima, was der drittgrößte deutsche Energieversorger in Sachen Nachhaltigkeit verkündet. "Die EnBW ist sich ihrer Mitverantwortung für die Umwelt bewusst. Bei unserem Handeln berücksichtigen wir insbesondere den Klimaschutz, die Erhaltung der Artenvielfalt und einen möglichst schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen", heißt es aus Karlsruhe, wo das Unternehmen seinen Sitz hat. Im April veröffentlichte der Konzern passend dazu erstmals einen "Climate Transition Plan". Auf knapp zwei Dutzend Seiten steht, wie die Transformation gemeistert werden soll. Etwa durch Zubau klimafreundlicher Alternativen. Seit 2012 hat die EnBW rund 20 Milliarden Euro in die eigene Energiewende investiert. Bis 2030 sollen weitere 40 Milliarden in Wind, Solar und Co. fließen, rund 90 Prozent davon in Deutschland. Im nächsten Jahr sollen Erneuerbare bereits mehr als die Hälfte der Erzeugungskapazität stellen.
"Unser Ziel: Aus der fossilen Stromerzeugung innerhalb der nächsten Dekade aussteigen und bis 2035 klimaneutral in Bezug auf unsere eigenen Emissionen werden", beteuert EnBW-Vorstandschef Georg Stamatelopoulos. Doch bei genauem Hinsehen steht das Klimaversprechen auf tönernen Füßen. So will der Konzern schon ab 2028 keine Kohle mehr verfeuern. Die Großkraftwerke in Heilbronn, Deizisau und Stuttgart-Münster sollen durch Umstellung auf Erdgas ("Fuel Switch") sauberen Strom und Fernwärme produzieren. Ab 2026, wenn alle Brenner umgerüstet sind, sinken die CO2-Emissionen um rund 60 Prozent, verspricht die EnBW. Erdgas – der unersetzliche "Brückenbrennstoff" in die klimaneutrale Energiewelt, so verkauft auch die Gaslobby ihr Geschäftsmodell.
Amerikanisches Fracking gilt als anfällig für Lecks
Doch für Kritiker:innen ist dies Greenwashing: Weil Methan als Hauptbestandteil von Erdgas eine besonders hohe Treibhauswirkung hat, dürften nicht nur die CO2-Emissionen am Schornstein eines Kraftwerks zählen. Vielmehr müssten auch die Emissionen zuvor eingerechnet werden, etwa der Austritt von Methan aus Lecks in Pipelines bei Förderung, Produktion und Transport. Diese können den Klimavorteil von Erdgas gegenüber anderen fossilen Brennstoffen marginalisieren, betont Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Berliner HTW. Denn ab Leckraten von fünf Prozent arbeiten Gaskraftwerke ähnlich klimaschädlich wie Steinkohlemeiler, rechnet er vor.
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Bernd L.
am 07.08.2024