Denn Paketauslieferer haben oft Probleme. Zu lange Arbeitszeiten, zu schwere Pakete, vorenthaltener Lohn. Dragana Bubulj kennt sich da aus, sie arbeitet für die Faire Mobilität Stuttgart, eine Einrichtung, die vom DGB getragen wird. Der Auftrag: sich um prekär Beschäftigte vor allem aus osteuropäischen EU-Ländern zu kümmern. Die Paketbranche ist einer der Schwerpunkte, hier arbeiten viele EU-Bürger:innen, die oft kein oder nur rudimentär deutsch sprechen. Dragana Bubulj ist wie alle Faire-Mobilität-Beschäftigten mehrsprachig. Sie kommt aus Serbien, lebt seit zehn Jahren in Deutschland und spricht BKS (Bosnisch, Kroatisch, Serbisch), Deutsch, Englisch und etwas Spanisch. Letzteres hilft bei dem Fahrer eines weißen Kleintransporters mit Hamburger Kennzeichen. Er kommt aus Rumänien, spricht aber auch Spanisch, da er eine Zeit lang in Spanien gearbeitet hat. Offenbar gerne. Dort lebten die besten Menschen, sagt er und lächelt breit. Nein, er habe kein Problem mit der Firma, bei der er gerade arbeitet, so der Mittvierziger. Etwa 180 Pakete fahre er pro Tag aus, heute mit 68 Stopps. Wie lange braucht er dafür? Er zuckt ratlos mit den Achseln, zeigt auf sein Handy, das die Tour vorgibt. Bubulj gibt dem Fahrer den Flyer, der Mann bedankt sich sichtlich erfreut.
"Mal sehen, ob er sich meldet", sagt Bubulj. Sie erlebe häufiger, dass Fahrer:innen bei solchen Aktionen sagten, sie hätten keine Schwierigkeiten und ein paar Tage später riefen sie dann an. Ein weiterer weißer Transporter hält am Straßenrand, der linke Außenspiegel ist mit Paketband festgeklebt. Hat der Fahrer einen Unfall gehabt? Er nickt. Bezahlt die Firma den Schaden? Der Mann schüttelt den Kopf. Den müsse er selbst übernehmen. "Das hören wir oft", sagt Bubulj und gibt auch ihm einen Flyer mit.
Subunternehmen sind für Amazon praktisch
Zwar tragen einige Transporter am Auslieferungszentrum einen Amazon-Schriftzug, doch die meisten sind blank weiß, der Aufkleber mit dem Firmennamen des Subunternehmers ist eher versteckt. Vier verschiedene Firmen sind an diesem Morgen unterwegs. Bei Amazon selbst ist kein Fahrer angestellt, das macht das US-Unternehmen (Jahresumsatz weltweit knapp 514 Milliarden US-Dollar, davon 33,6 Milliarden in Deutschland) nicht. Prinzipiell werden für die letzte, die teuerste Meile vom Lager zu den Kund:innen Fremdfirmen beauftragt – oft dürfen die ausschließlich für Amazon fahren, wie eine Recherche von "Correctiv" beschreibt.
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Karl Heinz Siber
am 14.12.2023