Bis dato laufen die Verhandlungen über die Erbpacht ausschließlich zwischen der Unternehmensleitung und der Stadtspitze. Schon im März wurde die Abwicklung der Majolika erst in einem Gespräch des Karlsruher Oberbürgermeisters Frank Mentrup (SPD) mit Gröner in Berlin gestoppt. In der vergangenen Woche sollten dann eigentlich erste Gespräche mit der Immobilieneigentümerin KVVH stattfinden, die aber kurz zuvor von den Gröner-Vertretern abgesagt wurden. Das Verhältnis gilt nicht nur durch die schon lange ausstehenden Mietzahlungen als belastet. In den ersten Monaten nach der Übernahme liefen große Mietrückstände auf, wie auch die Stadtverwaltung bestätigt: "Seit April erfolgen die Zahlungen der Grundmiete und der Nebenkosten. Zahlungsrückstände aus den vergangenen Monaten sind noch vorhanden."
Auf Gröners Seite werden fehlende Unterlagen und Baupläne beklagt. Unzulängliche Bauunterlagen bestätigt auch ein von der Stadt beauftragter Gutachter, der im Kontext-Gespräch neben fehlenden Unterlagen zudem ein aus seiner Sicht unzulässiges Brandschutzgutachten bemängelte. Auch die Auflagen des Arbeitsschutzes seien nur unzureichend erfüllt.
Allen Unklarheiten zum Trotz hofft Gröner auf ein lukratives Geschäft, das vor allem von den Bedingungen der Erbpacht abhängt. Bei der Laufzeit zwischen knapp 30 (Stadt) und 99 (Gröner) Jahren bestehen ebenso unterschiedliche Vorstellungen wie bei der Höhe der Erbpacht. Eine jährliche Zahlung von 36.000 Euro und eine Einmalzahlung in Höhe von zwei Millionen Euro für 100 Jahre soll eine der möglichen aktuellen Varianten sein, über die verhandelt wird. Die monatlichen Mieteinnahmen der KVVH aus dem Majolikagelände betragen laut Stadtverwaltung derzeit etwa 23.000 Euro. Ohne die Miete für die Manufaktur (ca. 100.000 Euro) könnte Gröner damit schon ohne zusätzliche Räume mit jährlichen Mieteinnahmen von etwa 170.000 Euro rechnen.
Beim Bildungsort Majolika macht das Land nicht mit
Noch versuchen einige, eine Zukunft für die Majolika jenseits der Privatisierung zu erreichen. In einem Brief forderten die Rektoren der drei Karlsruher Hochschulen von der baden-württembergischen Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne), die Majolika als Ort des Kunsthandwerks zu erhalten und durch langfristige Kooperationen finanziell zu unterstützen. Seit Jahren würden in der Majolika Keramik-Kurse und Projekte für Schulklassen und Studierende der Hochschulen angeboten. "Durch den Verkauf der Majolika an einen privaten Investor und dessen aktuelles Konzept ist all das und die lange kulturelle Geschichte dieses Ortes in Gefahr. Dagegen müssen wir jetzt etwas tun", heißt es auch in einer aktuellen Petition des Asta der Kunstakademie. Die in der Majolika angebotenen Keramik-Seminare und die Wartelisten seien regelmäßig voll, sagt Christina Greipel, Professorin an der Kunstakademie. "Es gibt in dieser Generation ein großes Bedürfnis, mit den Händen zu arbeiten. Im Keramik-Bereich sind die räumlichen Möglichkeiten in der Kunstakademie unzureichend. Die Majolika wäre dafür der Ort schlechthin." Die Landesregierung hat bereits jegliche finanzielle Beteiligung an diesem Konzept abgelehnt.
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