"Es war der 22. Juli 2016. Grube war damals mit Verkehrsminister Dobrindt auf Bahn-Rundreise, um den riesigen Rangierbahnhof Maschen südlich von Hamburg zu besichtigen. Der Tag war angenehm warm, die Stimmung gut. Bis Dobrindt den Journalisten erzählte, Gewinnmaximierung stehe bei der Bahn nicht mehr im Vordergrund. Wichtiger sei ein verlässlicher und stabiler Schienenverkehr. [...] Grube war stocksauer, zeigte das offen. Der DB-Vorstandschef wusste: Die Bahn AG ist nun nach Plan der Bundesregierung eine Bundesbahn 2.0, ein Staatsunternehmen, das sich von der Politik und von Beamten wieder sagen lassen soll, wo es langgeht." Sie hätten damals, so schlussfolgerte die "Welt", aufgehört "für den Job dort (beim Bahnkonzern) zu brennen".
Die 76 667 Euro pro Tag muss man auch erstmal kriegen
Wirklich aufschlussreich bei dem Vorgang ist: Für Sie als Bahnchef war es eine Horrorvorstellung, dass für die Bahn die Maxime "Zuverlässigkeit und stabiler Schienenverkehr" gelten sollte. Eine recht interessante Frage ist dann, Herr Grube, warum Sie am 30. Januar 2017 bei der entscheidenden Aufsichtsratssitzung darauf bestanden, eine Vertragsverlängerung für drei Jahre zu bekommen? Und warum Sie vom Gleisacker gingen, als man Ihnen nur eine Verlängerung für zwei Jahre angeboten hatte. Oder war das alles gar nicht so gemeint? War dies gar ein vorab einkalkulierter Abgang? Für Letzteres spricht auch die Art Ihres Abgangs.
Sie sind natürlich nicht einfach so aus der Aufsichtsratssitzung hinaus gerannt. Sie veranlassten vorher den Aufsichtsrat, eine "Auflösungsvereinbarung" zu beschließen. Diese wurde dann einstimmig angenommen. In der Folge entschied der Personalausschuss (oder der Präsidialausschuss) des Aufsichtsrats, erneut einstimmig, dass Ihnen für das Jahr 2017 nochmals 2,3 Millionen Euro bezahlt werden.
In diesem Jahr 2017 waren Sie 30 Tage im Amt. Sie kassierten demnach 76 667 Euro pro Tag. Und ergänzend zu den 2,3 Millionen Euro dann noch die Vergütungen für die neuen Jobs bei der HHLA und bei Lazard. Und nicht zu vergessen: Die Vergütungen bei Herrenknecht.
Sehr geehrter Herr Professor honoris causa, Sie haben eine "Mission". Die hat zwar wenig mit "Mut und Moral" zu tun, und nichts mit Orientierung, Halt und Werten. Ihre Mission heißt Raffgier. Wie armselig.
Der Text ist eine gekürzte Fassung der Rede, die Winfried Wolf am 26. März auf der 410. Montagsdemo gegen Stuttgart 21 auf dem Stuttgarter Schlossplatz gehalten hat.
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Peter Meisel
am 29.03.2018