Was hatten sich die deutschen Hersteller nicht alles ausgedacht, nur um eins klarzumachen: Die Betrugs-Diesel sind nicht nachrüstbar. Von massenhaft drohenden Stilllegungen war die Rede und davon, dass die manipulierte Software, von der nicht weniger als elf Millionen Fahrzeuge weltweit betroffen sind, absolut nicht verändert werden kann. Dass für technische Umbauten der Platz fehlt, das Geld und ohnehin keine Lösungen auf den Markt sind. Selbst das Stichwort "Katalysator" half den Bossen nicht auf die Sprünge, um sich, womöglich schamrot, an die Achtziger Jahre zu erinnern. Damals warb selbst die Regierung Helmut Kohl massiv für das Aus aller Autos ohne Abgas-Entgiftung ab 2000. Volkswagen, Daimler, Audi oder BMW mussten zum Jagen getragen werden – durch Toyota, Mazda und so weiter.
Diesmal darf sich Baden-Württembergs grün-schwarze Landesregierung zugutehalten, Dynamik in die Debatte gebracht zu haben: Indem sie einen gerichtlichen Vergleich akzeptierte, der im Sommer 2016 eine Emissionsreduzierung von 20 Prozent am Stuttgarter Neckartor vom 1.1.2018 verlangt. Inzwischen will die CDU am liebsten nicht mehr daran erinnert werden, dass sie seinerzeit zugestimmt hat. Die Grünen drängten und drängen weiter, Hermann selber lud die Technikvorstände der renommierten Marken in sein Haus. Software-Nachrüstungen wurden so plötzlich doch möglich, längst wird von Euro 5 auf Euro 6 umprogrammiert. Eine Entwicklung allerdings, mit der sich der Verkehrsminister nicht abfinden will.
Nachrüstung nicht möglich? Hermann will das Gegenteil beweisen
Zumal auch anderenorts längst über weitere Schritte nachgedacht wird: Sogar im Bundesverkehrsministerium soll ein fertiges Konzept vorliegen, das Hersteller verpflichtet, zumindest verbindlich zu prüfen, ob die nachträgliche Ausstattung mit einem System zur Einspritzung von Harnstoff (AdBlue) möglich ist. Auf diese Weise könnte der Schadstoffausstoß von Dieselmotoren vor allem aus den Jahren 2011 bis 2015 deutlich gesenkt werden. Das Licht der Welt haben diese Pläne nicht (mehr) vor der Bundestagswahl erblickt. Im Hause Hermann ist das bundesweit bisher einmalige Vorhaben dagegen auf den Weg gebracht. "Namhafte Betriebe" der Nachrüstungsbranche hätten sich angeboten, sagt der Grüne. Das sei "eine kleine, aber feine Branche". Einschlägige Entwickler erzählen, wie sie Klinken putzen waren bei den Premiummarken, wie aber alle ablehnten, im Glauben mit der Schmalspurlösung durch den Skandal zu kommen.
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David Werner
am 22.09.2017