Mit den Mangroven verschwänden auch Heimat und Rückzugsorte vieler seltener Tierarten. Jährlich werde das Kraftwerk bis zu 500 Schiffsladungen Kohle verfeuern, wobei die Frachter eine 65 Kilometer lange Passage durch eine einzigartige Inselwelt zurücklegen müssen. Havarien und Öllecks seien programmiert. Aus den Kesseln des Kraftwerks werden täglich 220 Tonnen an giftigen Abgasen in die Luft geblasen, rechnen die Umweltschützer vor. Dazu gewaltige Mengen Kohlendioxid, die den Klimawandel weiter beschleunigen, unter dem Bangladesch schon heute durch den steigenden Meeresspiegel leidet. Zudem erwärme und vergifte der Kraftwerksbetrieb das Wasser der Flüsse, was Fische und Flussdelfine in Gefahr bringe, sagen Ökologen. Lokalen Fischern drohe die einzige Einkommensquelle zu versiegen.
UNESCO-Studie bestätigt Gefahr für Ökosystem
Lokale Nichtregierungsorganisationen (NGOs) kritisieren zudem, dass betroffene Bürger und Organisationen nicht angemessen in Entscheidungsprozesse einbezogen wurden. So habe die Regierung den Bau des Kraftwerks beschlossen, bevor Umweltgutachten erstellt waren. Sie befürchten, dass der Kraftwerksbetreiber einheimische Anwohner vertreiben und kaum entschädigen werde.
Studien bestätigen, dass die ökologischen Kosten des Rampal-Kraftwerks seinen wirtschaftlichen Nutzen übersteigen werden. Im Oktober 2016 veröffentlichte die <link http: whc.unesco.org en documents external-link-new-window>UNESCO einen Untersuchungsbericht, der die Folgen des Projekts für die Sundarbans skizziert. Demnach könnten Luftverschmutzung, giftige Abwässer, die Kohletransporte, das Ausbaggern der Schiffsrouten sowie die begleitende Industrialisierung das Ökosystem nachhaltig schädigen. Die Untersuchung war vom Welterbe-Komitee während seiner Sitzung 2015 in Bonn beauftragt worden.
Kritiker des Projekts leben gefährlich
Bangladeschs Regierung zeigte sich davon unbeeindruckt. Premierministerin Sheich Hasina Wajed betonte umgehend, dass Bau und Betrieb des Kraftwerks keine negativen Auswirkungen auf den Mangrovenwald haben werden. Wer in Bangladesch anderer Meinung ist, lebt inzwischen gefährlich. Demonstranten, die friedlich gegen das Projekt protestieren, werden von Ordnungskräften brutal niedergeknüppelt. "Die Polizisten gehen härter vor denn je. Es ist, als wollten sie uns so brutal verprügeln, bis wir das Märchen glauben, das die Regierung uns erzählen will: dass Bangladesch ein Kohlekraftwerk braucht – 14 Kilometer von den Mangrovenwäldern entfernt", schildert Anu Muhammad, Wirtschaftsprofessor an der Jahangirnagar-Universität in der bangladeschischen Hauptstadt Dhaka, gegenüber Greenpeace. Der prominente Sprecher der Umweltbewegung "Save the Sundarbans" selbst bekam Todesdrohungen per SMS. Einschüchtern lässt er sich nicht. "Ich werde niemals ja zum Kraftwerk sagen", erklärt Muhammad.
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Cornelia Marcus
am 03.08.2017das wichtigste derzeitige Thema in bezug auf…