Nicht nur deshalb akzeptiert die LBBW keine schlechten Noten im Bankentest. "Die Methodik des Fair Finance Guide bildet aus unserer Sicht das Nachhaltigkeitsengagement der LBBW nicht angemessen ab", sagt der Sprecher. Die Bewertung werde im Wesentlichen mit dem Thema Transparenz begründet und berücksichtige nur öffentlich zugängliche Informationen. "Wir halten die umfassenden Bewertungsverfahren der unabhängigen Nachhaltigkeitsratingagenturen, die einen tieferen Einblick und jahrelange Erfahrung in der Analyse von Banken haben, für deutlich verlässlicher", verweist der Sprecher auf Ratings kommerzieller Agenturen.
Bei diesen schneidet die Landesbank deutlich besser ab. So gibt die Münchener oekom research der LBBW auf einer Skala von A+ bis D- die Gesamtnote C+. Mit diesem Ergebnis gehören die Stuttgarter zu den Top fünf von 84 untersuchten internationalen Banken. Im Nachhaltigkeitsrating von Sustainalytics bringt es die LBBW auf 79 von 100 Punkten und belegt damit Platz 11 von 411 weltweit bewerteten Finanzinstituten. Unter den deutschen Finanzinstituten ist dies die zweitbeste Platzierung im Rating.
Verbraucher wollen ihr Geld ökologisch anlegen
"Auf die Einstufung der Ratingagenturen kann man sich nicht verlassen", warnt dagegen Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Die Agenturen vertrieben schließlich kommerzielle Siegel. "Die sind käuflich und werden nicht vom Gesetzgeber beaufsichtigt", so sein Einwand. Oftmals verließen sich die Agenturen auf Unternehmensangaben, ohne selbst Firmen, Dienstleistungen und Produktionswege kritisch zu überprüfen. "Der VW-Abgasskandal zeigt, wie glaubwürdig derartige Ratings sind", nennt Nauhauser ein Beispiel. Bei oekom research galt Volkswagen noch Ende 2015 als drittnachhaltigster Autobauer der Welt. Inzwischen hat die Agentur die Wolfsburger von der Note B- auf C zurückgestuft.
Zudem bezweifelt der Verbraucherschützer, dass Banken auf die Wünsche ihrer Kunden tatsächlich eingehen. "Nachhaltigkeit spielt im Beratungsprozess keine Rolle, es wird nur verkauft", kritisiert Nauhauser. Anders als von den Banken behauptet, registriere die Verbraucherzentrale großes Interesse an nachhaltigen Investments. "In jeder dritten Beratung zur Geldanlage und Altersvorsorge interessieren sich die Verbraucher für ethisch-ökologische Geldanlagen", betont er.
Geht es nach einem der Haupteigentümer der LBBW, soll die Bank das Interesse an nachhaltigen und ökologischen Investments künftig viel stärker fördern. "Das Land unterstützt die Landesbank auf dem Weg zur Entwicklung einer Divestment-Strategie", heißt es im grün-schwarzen Koalitionsvertrag. "Auch die Landeshauptstadt sollte als Miteigentümer der Bank auf ein Geschäftsmodell drängen, das ökologischen, sozialen und gesellschaftlichen Ansprüchen genügt", fordert der Stuttgarter Linke-Stadtrat Christoph Ozazek. Dass Geldhäuser politisch korrekt handeln können, zeigt der Bankentest von Fair Finance Guide: Mit Abstand am nachhaltigsten arbeitet die Bochumer GLS Bank mit Kundengeldern. Sehr sozial und ökologisch handelt auch die holländische Triodos-Bank, so das Top-Ranking der Initiative.
2 Kommentare verfügbar
Kornelia
am 18.06.2016denn der hinweis hat mich auf folgende Spur gebracht:
http://m.heise.de/tp/artikel/44/44278/1.html?wt_ref=http%3A%2F%2Fwww.taz.de%2F!5305323%2F&wt_t=1466266558587
"Merken die Politiker nicht, daß sie uns zuviel Absurditäten zumuten, wenn sie dann auch mit glücklich glitzernden…