Insbesondere was die Instandhaltung der Gebäude und Wohnungen angeht, hat die Deutsche Annington einen miserablen Ruf. "Schön, hier zu wohnen", lautet der Wahlspruch. Offenbar bittere Ironie: Schimmel an den Wänden, abbröckelnder Putz, Müll überall rund um die Häuser: So sehen die Annington-Immobilien in einer <link https: www.youtube.com _blank>WDR-Dokumentation vom November 2014 aus. Für völlig verwahrloste Rasenstücke zwischen den Gebäuden erhebt der Vermieter gern eine "Gartenbenutzungsgebühr". Zeitungsausschnitte zu Streitfällen und anderen Neuigkeiten sammelt eine Facebook-Seite unter dem sprechenden Titel "Deutsche Annington – <link https: www.facebook.com annington _blank>Aufstand der Mieter".
Anders als andere Immobilienunternehmen stürzt sich Annington nicht auf Verkaufsflächen, Büros oder Luxuswohnungen: Auch an billigen Mietwohnungen lässt sich gut verdienen. Da das Mietniveau permanent steigt – Mietspiegel und Mietpreisbremse können hier nur das Schlimmste verhindern –, ist für Kasse gesorgt, besonders wenn sich die Ausgaben in Grenzen halten. Da in Annington-Wohnungen viele Empfänger von Arbeitslosengeld II oder Grundsicherung wohnen, zahlt das Jobcenter. Mietrückstände sind insofern kein Thema. Bei Schäden die Miete zu mindern ist für Leistungsempfänger dagegen schwierig. Zudem übernimmt das Jobcenter oft Renovierungskosten, die sich somit der Vermieter erspart.
Rolf Buch, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Annington, reagiert also auf sehr konkrete Vorwürfe, wenn er "hohe Instandhaltungsaufwendungen und eine regionale Mieterbetreuung" verspricht. Die Realität sah bisher immer ganz anders aus. 2007, noch vor der Finanzkrise, verspekulierte sich der Gründer der Terra Firma Capital Partners: Guy Hands. Mit Geldern der Großbank Citigroup übernahm er den Musikkonzern EMI, die frühere Schallplattenfirma der Beatles, die allerdings 2011 pleiteging. Danach wurde es für Annington einige Zeit lang kritisch. Terra Firma verlor 1,7 Milliarden Pfund. Annington musste jeden verfügbaren Euro auch aus seinem deutschen Wohnungsbestand herauspressen. Aber Hands brachte seine Schäfchen ins Trockene, und für das Wohnungsunternehmen begann ein neues Kapitel.
Nachdem Annington 2012 nur knapp der Schuldenfalle entgangen war, ging das Unternehmen im folgenden Jahr an die Börse. Ziel war, frisches Geld in die Kassen zu spülen, das angeblich in den Erhalt des Bestands investiert werden sollte. Stattdessen begann Annington umgehend neue Wohnungen einzukaufen: 11 500 bei der Deutschen Wohnanlagen AG (DeWAG), 30 000 bei der Vitus-Gruppe in Mönchengladbach, einige Tausend weitere in Kiel, Bremen und Berlin und schließlich im Januar 2015, für 3,9 Milliarden Euro, 144 000 Wohnungen der Gagfah. Ausgeschrieben heißt das: Gemeinnützige Aktiengesellschaft für Angestellten-Heimstätten – die Gemeinnützigkeit ist allerdings schon 1990 aufgehoben worden. Nun fasst Annington mit knapp 20 000 Wohnungen auch im Südwesten Fuß.
Privatisierung, ein Fehler der Politik
Zum Fusionspoker gehört, wie in solchen Fällen üblich, auch ein Versteckspiel mit Namen. Süddeutsche Wohnen, das suggeriert den Mietern eine grundanständige Bodenständigkeit. Patrizia ist dagegen eher etwas für die Anleger. Bei Annington stieg Terra Firma im Mai 2014 formell aus, ohne dass sich an den Anlegern etwas änderte. Nach der Übernahme der Gagfah hat das Unternehmen nun beschlossen, sich künftig Vonovia zu nennen: "Ein besonders funkelnder Schatz aus dem Silbensee der lateinischen Sprache", schreibt die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (WAZ), und angesichts der ständig wechselnden Namen des Konzerns: "Die Mieter wären froh, ihre Treppenhäuser wären genauso oft neu gemacht worden."
6 Kommentare verfügbar
Schwabe
am 26.06.2015Dazu kommt (soweit ich weiß) das die noch nicht einmal Grunderwerbsteuer zahlen (5% = 71.750.000 €) wie jeder Normalbürger! Aber aufgrund der Abschreibungsmöglichkeiten bei Mietwohnungen sicherlich jedes Jahr mehrere Millionen € Steuern sparen (gerechnet mit 2.000 € jährlicher…